Im Budget 2000 sind bei den Ermessensausgaben Kürzungen um 15 Prozent geplant. Für die Universitäten bedeutet diese Vorgabe finanzielle Einschnitte von bis zu zwei Drittel. In einer Anzeigenkampagne wird nun die Öffentlichkeit auf "die finanziell bedrohliche Situation" der österreichischen Universitäten aufmerksam gemacht und um Unterstützung vor allem für die Wirtschaftsuniversität (WU) in Wien geworben.
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Die WU kostet ein Studierender derzeit 37.000 Schilling pro Semester. An der vergleichbaren University of Economics in Prag belaufen sich die Kosten auf 84.000 und an der Warsaw School of Economics auf mehr als 98.000 Schilling. Ein "bildungspolitischer Skandal", formuliert es die Österreichische Rektorenkonferenz in einer einstimmig verfassten Erklärung.
"Wir wissen nicht, wie wir mit der Situation zurecht kommen sollen", sagt WU-Rektor Hans Robert Hansen. Obwohl die WU "seit Jahren" auf ihre angespannte Budgetsituation hinweise und obwohl sie 1998 einen laut dem damaligen Wissenschaftsministerium "realistischen Personalaufholplan" erstellt habe, sei die nach internationalem Maßstab, aber auch im nationalen Vergleich äußerst geringe Ressourcenausstattung "eine fast unüberwindbare Barriere", so Hansen. "Uralt-PCs" könnten nicht ersetzt, die Software nicht ausgetauscht und Reparaturen nicht vorgenommen werden. Wo kein Geld, da keine Investitionen. Vizerektor Josef Mazanec müsse etwa jeden Abend seinen Computer abdecken, um das Gerät vor allfälligem Regenwasser, das regelmäßig durch die undichte Bürodecke kommt, zu schützen.
"Österreich ist der einzige Industriestaat, den ich kenne, wo im Bildungssektor gekürzt wird", erbost sich der WU-Rektor. Zumal die internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Landes vom Bildungsgrad der Bevölkerung abhänge und Österreich ohnehin eine der niedrigsten Akademikerquoten aller Industriestaaten habe.
Für Interessierte wird eine Internetplattform eingerichtet. Die neue Web-Site www.wissenumzuhandeln.at liefert Zahlen und Fakten über die (Personal-)Ressourcen- und Budgetsituation an der WU Wien im Speziellen.