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Der entscheidende Unterschied

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

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Jaja, schnell kann’s gehen im Sport. Vor wenigen Tagen noch traten die heimischen Skispringer die Abreise aus Lahti an, wo es mit einem 15. Platz durch Gregor Schlierenzauer das schlechteste Ergebnis seit wer-weiß-wie-vielen Jahren gegeben hat, nun ist Schlierenzauer Gesamtweltcupsieger und ergo der quer durch die wintersportberauschte Nation gefeierte Held. Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt, man kennt das ja. Schlierenzauer ist trotz seiner Jugend von 23 Jahren längst Profi genug, um zu wissen, wie er seine Leistungen und die öffentliche Wahrnehmung einzuschätzen hat: "Wenn ich auf einer Schanze, die mir von Haus aus nicht gelegen ist, einmal nur 15. werde, heißt es gleich, das Gas ist heraußen, jetzt bringt er nichts mehr zusammen. Ich weiß aber, dass ich nach wie vor gut springen kann, aber die anderen sind auch keine Nasenbohrer", sagte er nach seinem fünften Platz in Kuopio, mit dem er sich zum zweiten Mal die große Kugel sicherte. Und er weiß, dass es nach wie vor genug Ziele gibt, für die es sich zu arbeiten lohnt: heuer den Gewinn des Nationencups sowie die kleine Kugel im Skifliegen, im kommenden Jahr die Olympischen Spiele.

Diese Einstellung, das Sich-ständig-verbessern-Wollen und dabei dennoch stets Demut und Respekt vor der Gegnerschaft zu empfinden, unterscheidet einen guten von einem herausragenden Springer. Dass Schlierenzauer zu der zweiten Kategorie gehört, hat er hinlänglich bewiesen - trotz oder gerade wegen zwischenzeitlicher Durchhänger. Die hat ohnehin jeder. Gerade im Skispringen, bei dem jede Nuance und jedes Detail über Triumph oder gefühlte Tragödie entscheiden kann, hat es in der Geschichte nur ganz wenige gegeben, die über Jahre an der Spitze sind. Schlierenzauer haben vermeintliche Schwächeperioden bisher weniger gehemmt, denn vielmehr langfristig stärker gemacht. In dieser Hinsicht ist das heuer verpasste WM-Einzelgold auch eine Drohung an die Gegner hinsichtlich Olympias 2014.