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Der entzauberte Super-Mario

Von Rainer Mayerhofer

Analysen

Der scheidende Regierungschef Monti erlebte bei Wahlen eine totale Schlappe.


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Rom. Der italienische Wahlabend am Montag war von vielen langen Gesichtern gekennzeichnet. Eines der längsten war aber sicher das des scheidenden Premierministers Mario Monti, der im November 2011 als "Super-Mario" angetreten war, um das von Silvio Berlusconi angerichtete Finanzdebakel zu sanieren. Sein Expertenkabinett schaffte es zwar, die Glaubwürdigkeit des Landes auf internationaler Ebene wiederherzustellen, die einschneidenden Sparmaßnahmen ließen aber die Popularität des Mailänder Professors sprungartig sinken.

Monti hatte, als er sein Technokratenkabinett vorstellte, stets betont, er wolle die Regierung nur bis zu den nächsten Wahlen führen und das Amt des Premiers dann an den Wahlsieger abgeben. Dass er sich dann doch anders entschied und sich nach langem Hin und Her an die Spitze einer Zentrumskoalition stellte, hat seiner Glaubwürdigkeit in Italien geschadet.

Montis politische Schwäche wurde schon offenbar als es ihm nicht gelang, seine Partner, den ehemaligen und den amtierenden Parlamentspräsidenten Pier Ferdinando Casini und Gianfranco Fini, zur Bildung einer einheitlichen politischen Kraft zu bewegen. Nur im Senat kam es aus wahltechnischen Gründen zu einer gemeinsamen Partei, im Abgeordnetenhaus war es den beiden Koalitionspartnern wichtiger, ihr Parteisymbol mit dem jeweiligen Namen auf dem Stimmzettel zu sehen.

Auch das Lavieren während des Wahlkampfes und politische Schnitzer in den letzten Tagen, kosteten den amtierenden Regierungschef wichtige Prozentpunkte. Dass er glaubte, seine Angriffe gegen Berlusconi mit Attacken gegen die Mitte-Links-Koalition ausgleichen zu müssen, machte sich nicht bezahlt. Seiner Behauptung, dass Angela Merkel die Demokratische Partei nicht an der Regierung wolle, folgte prompt ein Dementi aus Berlin und er musste kleinlaut zurückrudern.

Dass er, der selbst noch vor wenigen Wochen als aussichtsreicher Nachfolger für Staatspräsident Giorgio Napolitano gehandelt wurde, in den letzten Tagen vor der Wahl fast täglich einen anderen Namen für dieses Amt nannte, zeigte, dass er vom politischen Alltagsgeschäft wenig Ahnung hatte. Zuerst hatte er Romano Prodi als Kandidaten genannt, dann die ehemalige EU-Kommissarin Emma Bonino, um schließlich Silvio Berlusconis Vorschlag zuzustimmen, den fast 88-jährigen Giorgio Napolitano für eine weitere Amtszeit zu wählen, was dieser, der ihn zum Senator auf Lebenszeit ernannt und zum Regierungschef berufen hatte, gleich entschieden zurückwies.

Letzten Endes reicht Montis Wahlresultat nicht einmal dazu, das Zünglein an der Waage zu spielen.