)
Neo-Bezirkschef Markus Figl will die Innere Stadt sanieren und für alle Generationen attraktiver machen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Es gab zwar keine Zepterübergabe (die scheidende Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel verließ nach ihrer letzten Rede den Saal), aber Standing Ovations für Markus Figl. Seine offizielle Wahl vor der Angelobung als neuer Bezirksvorsteher der Inneren Stadt erfolgte nämlich auf Mehrheitsbeschluss nicht wie üblich geheim, sondern sichtbar durch Aufstehen der Bezirksräte. Nur die Freiheitlichen blieben geschlossen sitzen. Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" erzählt der ÖVP-Beziksvorsteher, welche Pläne er für die Innere Stadt hat, die er als Wohnbezirk erhalten will.
"Wiener Zeitung": Die Amtsübergabe findet knapp zweieinhalb Monate nach den Wien-Wahlen und damit am letztmöglichen Termin statt. Wie empfanden Sie diese lange "Wartezeit"?Markus Figl: Vorfreude ist angeblich die schönste Form der Freude und die durfte ich jetzt einige Wochen lang genießen.
Werden Sie Stenzels Stil, beispielsweise das Eintreten für mehr Ruhezonen im Bezirk, fortführen?
Ich werde meinen eigenen Stil haben. Es obliegt anderen, zu beurteilen, inwieweit er dem Stil anderer Personen ähnelt. Ich bin da auch eine andere Generation als Ursula Stenzel.
Trotz Wahlsieg hat die ÖVP in der Inneren Stadt einiges an Stimmen einbüßen müssen. Ist der Bezirk noch zu halten?
Ich habe während des gesamten Wahlkampfes gesagt, dass es ein knappes Rennen wird, da vier Parteien den Anspruch auf den Bezirksvorstand stellen. Ich glaube, dass die Zeiten vorbei sind, in denen man sagen kann, es gäbe ohnehin nur Stammwähler, die sich nie umentscheiden. Ganz im Gegenteil: Man muss die Menschen immer wieder überzeugen. Wir stehen am Beginn unserer Arbeit und ob der Bezirk zu halten sein wird, ist eine Frage, die sich uns erst in fünf Jahren stellen wird. Ich möchte jetzt nach bestem Wissen und Gewissen für die Bevölkerung der Inneren Stadt arbeiten.
Welche Schwerpunkte wollen Sie als Bezirksvorsteher setzen?
Das große Ziel ist, dass wir weiterhin eine bewohnte Innere Stadt haben. Ich möchte einen lebendigen Stadtkern haben, der nicht ausstirbt. Dazu sind verschiedene Maßnahmen notwendig. Da wäre zum einen die Sanierung des Stephansplatzes. Die Pflastersteine werden nicht mehr ersetzt, sondern mit Asphalt ausgegossen. Für eine Weltstadt wie Wien ist das schon etwas peinlich. Das Thema ist schon seit Jahren am Tapet, aber bisher wurde nichts getan. Im gleichen Atemzug soll die neu eröffnete unterirdische Virgilkapelle durch Isolierung vor Schäden durch Unterspülung geschützt werden. Wenn man eine Sanierung macht, soll man sie ordentlich machen und alle Wünsche für den Platz mitnehmen.
Sollen auch andere Orte in der Inneren Stadt umgestaltet werden?
Derzeit gibt es einen Architektenwettbewerb, wie der Schwedenplatz neu gestaltet wird. Ich hätte mir immer gewünscht, dass auch der Donaukanal und das gesamte Areal von der Urania bis zum Ringturm miteinbezogen wird.
Wie soll der Schwedenplatz in Zukunft genutzt werden?
Hier treffen viele verschiedene Ansprüche aufeinander. Die U-Bahn und der Flughafenbus machen den Schwedenplatz für viele zum Eingangstor Wiens, für viele Arbeitnehmer ist er eine Drehscheibe. Er sollte aber vor allem für die Bewohner da sein. Wichtig ist, den Schwedenplatz als Gesamtheit zu gestalten und diese verschiedenen Interessen miteinander zu vereinen.
Sie treten stark für die Citybusse ein, bedeutet das keine neuen Fußgängerzonen für die Innere Stadt?
Die Wiener Linien haben uns gesagt, dass die Citybusse nicht in Begegnungszonen fahren. Wir wollen nicht irgendwo Fußgängerzonen oder Begegnungszonen einrichten, die das Citybusnetz kappen würden. Die Citybuslinien sind für uns eine ganz wesentliche Versorgungsachse. Wir wollen sie auch attraktiver machen, indem wir sie an andere Bezirke heranführen und mit ihnen verknüpfen. In der letzten Periode gab es in anderen Bezirken mehrere Anträge für Verlängerungen und Verbindungen. Für mich hat der Citybus Vorrang, und ich nehme an, dass Stadträtin Vassilakou Interesse daran hat, dass der öffentliche Verkehr funktioniert.
Wie wollen Sie die Innere Stadt belebt halten?
Der Erste soll ein Bezirk für alle Generationen sein. Wir haben ein Paket mit Maßnahmen vorgestellt, die dafür sorgen sollen, dass sich die Familien hier wohlfühlen, etwa durch mehr Indoorspielplätze für Kinder. Ich habe auch viele ältere Menschen getroffen, die ihren Lebensabend gern in der Inneren Stadt verbringen wollen. Der Wunsch nach einem Seniorenheim im Bezirk ist stark. Es wäre schön, könnten wir das gemeinsam mit der Stadt umsetzen. Es würde dann wahrscheinlich kein Neubau sein, aber es gibt einige leerstehende Häuser, die sich dafür eignen könnten.
Der Pensionistenanteil in der Inneren Stadt wächst. Wie sollen neue Bewohner in den Bezirk kommen?
Die Innere Stadt soll Wohnbezirk bleiben. Viele Menschen fühlen sich hier wohl und wollen hier auch bleiben. Der Erste hat seine Vorteile, aber auch viele Gruppen mit verschiedenen Ansprüchen, die auf engstem Raum miteinander leben. Die Menschen, die hier wohnen, sollen nicht unter die Räder kommen. Bei allen Wünschen, Geschäfte und Lokale zu betreiben, soll nicht vergessen werden, dass der Stadtkern Lebensraum ist. Ich glaube auch, dass es für Wien eine Katastrophe wäre, sollte er aussterben und wir dann nur noch historische Kulisse für die Touristen sein.