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Der EU fehlen Forscher

Von Veronika Gasser

Europaarchiv

Die EU-Kommission hat eine Vision: Sie will aus Europa den Forschungskontinent schlechthin machen. In den nächsten zehn Jahren müssten in der EU weitere 700.000 Forscher tätig sein, sonst sind "die Ziele von Lissabon zu vergessen", betonte gestern Kommissionspräsident Romano Prodi vor dem EU-Parlament in Strassburg.


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Die Wachstums- und Beschäftigungsziele wurden vor vier Jahren am Gipfel von Lissabon festgelegt. Doch Spuren haben die hehren Vorsätze bis dato noch keine hinterlassen.

Prodi besinnt sich nun wieder und gibt zu bedenken, dass gut ausgebildete Menschen das einzige Kapital der Union seien. Für die Kommission sei es nicht länger vertretbar, dass aber gerade jene mit der besten Ausbildung in die USA auswandern: "400.000 europäische Forscher arbeiten dort."

"Kontinentale Strategie"

Um diese Entwicklung zu stoppen, müsse weit mehr in Forschung und Entwicklung sowie in Ausbildung investiert werden. "Für Spitzenforschung reicht aber eine nationale Strategie nicht, wir brauchen eine kontinentale." Ziel: Europa soll auf diesem Gebiet wieder die Nr. 1 werden. "Unsere jungen Leute müssen wieder zurückkommen, das ist wichtig für unser Überleben," lautet Prodis pathetischer Appell an die Mitgliedstaaten.

Auch stellt er klar, dass eine solche Forschungsinitiative Geld kostet. Kritik übt er deshalb am Schreiben jener Regierungschefs, die ihre Zahlungen zum EU-Haushalt limitieren möchten. Er sei enttäuscht über ein solches Ansinnen, das suggeriert "dass das Geld weggeschmissen wird". Unterstützung bekommt der Italiener vom spanischen EU-Abgeordneten Enrique Baron, dem Vorsitzenden der Sozialdemokraten. Vollbeschäftigung, technologische Entwicklung und auch die Erweiterung gebe es eben nicht umsonst. "Wenn wir heiraten, dann brauchen wir eine Aussteuer. Es ist nicht akzeptabel, dass Länder meinen, alle müssten mehr arbeiten, aber mit weniger Mittel." Ins selbe Horn stößt der Grüne Fraktionsvorsitzende Daniel Cohn-Bendit: "Europa wird größer aber mit weniger Geld. Das wird das größte wirtschaftliche Phänomen der Geschichte."