Zum Hauptinhalt springen

Der Euro ist doch kein "Teuro"

Von Erich W. Streissler

Analysen

Gemeinschaftswährung bringt Preisvorteile. | Ausgleich von Schwankungen besser möglich. | Wien. Der Euro ist kein "Teuro". Ganz im Gegenteil: Ein großer gemeinsamer Währungsraum brachte und bringt für alle Wirtschafter in ihm Preisvorteile, mit Ausnahme vielleicht der Banken. Zuerst einmal erspart man sich die Umwechslungsgebühr von einer europäischen Währung in die andere, wenn man innerhalb des Euro-Raumes reist und Waren kauft und verkauft.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Das reduziert die zeitweise nutzlos lagernden Geldbestände in vielerlei Währungen, die auch der Nicht-Unternehmer ansonsten hält, um nicht jedes Mal zur Bank laufen zu müssen, wenn er einen Tag oder mehr im nahen Ausland verbringt: Diese Geldbeträge lassen sich nunmehr zinsbringend anlegen. Freilich entgeht den Banken so ein Gutteil ihrer Wechselgebühren. Der wichtigste Effekt einer gemeinsamen Währung ist der, den mein Vorgänger Carl Menger bereits 1892 hervorhob, als Österreich-Ungarn von einer - damals noch dazu eher instabilen - nationalen Währung zur großen internationalen Goldwährung überging: Im großen Währungsraum gleichen sich die relativen Angebots-Nachfrage-Schwankungen nach Geldkapital viel eher aus als im kleinen. Daher muss man im kleinen Währungsgebiet eine Risikoprämie auf die Zinssätze zahlen, weil im kleinen Gebiet größere momentane Bedarfe nach Finanzkapital rasch zu Zinssteigerungen führen.

Gemeinschaftswährung verbilligt die Kredite

In den 1990er Jahren machte diese Risikoprämie für Österreich trotz gleich stabiler und an die Deutsche Mark gekoppelter Schillingwährung etwa 0,2 Prozent an zusätzlichen langfristigen Zinsen aus. Heute sehen wir die Briten für das Pfund einen solchen Risikoaufschlag zum langfristigen Euro-Zinssatz bezahlen: er beträgt gut ein Prozent. Der Euro verbilligt also im zeitlichen Durchschnitt vor allem langfristige Kredite nicht unerheblich, was wirtschaftsanregend wirkt.

Jedoch tritt dieser Effekt nicht auf, wenn die heimische Kreditnachfrage so gering ist, dass ein Land hauptsächlich Auslandsfinanzierung betreibt, wie seit langem die Schweiz und neuerdings auch Schweden. Bei einigermaßen ausgeglichener Finanzierung zeigt die größere Währung hingegen solche Verbilligungseffekte. Und als Währung gewinnt der Euro gegenüber dem US-Dollar ständig an internationalem Gewicht.

Erich W. Streissler ist Professor der Volkswirtschaftslehre, Ökonometrie und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Wien.