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Der Euro ist mehr als Geld

Von Reinhard Göweil

Leitartikel

Der Absturz der Geldmärkte, besser bekannt als Finanzkrise, hat eines deutlich gezeigt: Die Gemeinschaftswährung Euro hat dabei den Ländern als Schutzschild gedient. Noch Ärgeres ist verhindert worden. Ein Schilling, als Solotänzer auf den Märkten, wäre furchtbar unter die Räder gekommen. Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt wären desaströs gewesen.


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Es wäre daher gefährlich, die Euro-Erweiterung nun zu stoppen. Wenn davon gesprochen wird, dass die Talfahrt von Ländern wie Griechenland, aber auch Spanien oder Irland, den Euro gefährden, mag das richtig sein. Aber die einzige Reaktion kann nur sein, dass die Staaten Europas wirtschaftlich noch enger kooperieren.

Jetzt die Bremse anzuziehen, und den Euro-Beitritt der osteuropäischen Länder auf Eis zu legen, würde genau diese Kooperation schwieriger machen. Der Weg in die Hölle ist gepflastert mit guten Vorsätzen - der Spruch galt selten so wie in diesem Fall.

Anstatt die Euro-Erweiterung in Frage zu stellen, könnte der EZB-Rat, der aus Vertretern aller 16 Mitgliedsländer besteht, die EU auffordern, das System der Staatsschulden zu reformieren. Derzeit macht dies jedes Land autonom. Griechenland hat ein sehr hohes Budgetdefizit und muss deswegen um 2,7 (!) Prozentpunkte höhere Zinsen zahlen als Deutschland. Ob sich das ein Land, das ohnehin schon in Nöten ist, leisten kann, sei bezweifelt.

Der Ausweg wäre, dass es Euro-Anleihen gibt, die für die gesamte EU gelten. Das würde die Pein für Griechenland lindern, weil eine solche Anleihe geringe Zinsen bezahlen müsste, um Investoren zu finden. Für Länder wie Deutschland würden sich dagegen die Zinsen erhöhen. Darum wehren sie sich ja so kräftig dagegen.

Europas Notenbanker und Finanzminister sind daher aufgefordert, eine einheitliche Wirtschafts- und Geldpolitik zu entwickeln. Sich gegen die Euro-Erweiterung zu stellen oder Griechenland einfach beim Untergang zuzuschauen, ist auch ökonomisch blanker Unsinn. Und es widerspricht der europäischen Idee, es widerspricht dem Gründungsgedanken der Währungsunion, und es ist kurzsichtig. 2010 wird daher nicht für den Euro, aber für die Idee dahinter ein Jahr der Bewährung.