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"Der Euro wird mich überleben"

Von Wolfgang Zaunbauer

Wirtschaft

Juncker: Ohne die Einheitswährung wäre in der Krise "die Hölle los".


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Linz. Es war reiner Zufall, dass Jean-Claude Juncker nach dem Eklat um Maria Fekter am Dienstagabend ausgerechnet in Oberösterreich eine flammende Rede für den Euro hielt. Die österreichische Finanzministerin hatte sich den Zorn des luxemburgischen Premiers und Chefs der Eurogruppe zugezogen, als sie vor Journalisten vorzeitig die Aufstockung des Euro-Rettungsschirms auf 800 Milliarden Euro ausplauderte und Juncker damit eine Pressekonferenz abschoss. Um noch eins draufzusetzen ließ sich Fekter gegenüber dem "Standard" über Junckers Gesundheitszustand aus und erklärte seinen Ärger mit Nierensteinen, die den 58-Jährigen angeblich plagten.

Bei den Besuchern der Ludwig-Scharinger-Preis-Verleihung für Nachwuchswissenschafter im Bereich Banken in Linz war die Affäre um Fekter natürlich das Gesprächsthema schlechthin. Dabei war Kopfschütteln die wohl häufigste Reaktion auf Fekters Performance. Als Politikerin sei sie inhaltlich ja super, "aber im Auftritt ist sie ein Wahnsinn", meinte ein Banker.

Juncker selbst verlor in seiner Rede kein Wort über die peinliche Affäre. Zuvor hatte er Journalisten gegenüber erklärt, er kenne seinen Gesundheitszustand selbst. Vielmehr nutzte der Chef der Eurogruppe die Gelegenheit, ein Zeichen für den Euro und die europäische Einigung zu setzen. Juncker kritisierte, dass immer nur über die Schwächen Europas gesprochen würde - zumindest in Europa selbst. In Afrika oder Asien würde das europäische Projekt nämlich mit großer Bewunderung betrachtet. Schließlich dürfe man nicht übersehen, dass das Nachkriegsgebet "Nie wieder Krieg" bis heute wirke: "Derzeit gibt es weltweit 52 Kriege - und nicht einen davon in Europa." Auch die Gemeinschaftswährung will sich Juncker nicht schlechtreden lassen. Ohne den Euro wäre in der Krise aus seiner Sicht "die Hölle los". Doch statt zahlreicher Abwertungen verschiedener europäischer nationaler Währungen habe der Euro seit seiner Einführung gerade einmal 1,97 Prozent seines Wertes eingebüßt - "besser als die D-Mark oder der Schilling seinerzeit". Auch im Verhältnis zum US-Dollar könne von Schwäche des Euro keine Rede sein.

Für besseres Koordinieren

Stolz zeigte sich Juncker darüber, dass er als einziger noch Aktiver der damaligen Unterzeichner und der Euro als Währung "die einzigen Überlebenden des Maastricht-Vertrags sind. Und der Euro wird mich überleben".

Trotz allem müsse man auch über die Schwächen Europas reden, sagte Juncker und forderte vor allem eine stärkere Koordinierung der europäischen Wirtschaftspolitik. Allerdings habe es hier in den vergangenen zwei bis drei Jahren enorme Fortschritte gegeben, und eines der wichtigsten Ergebnisse sei der Euro-Rettungsschirm.