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Der Wetteinsatz der Spekulanten, dass die Gemeinschaftswährung noch weiter fällt, ist in den vergangenen Tagen noch einmal stark angestiegen. Noch nie wurden an der Warenterminbörse in Chicago so viele Short-Kontrakte auf den Euro gehandelt (bei denen Händler und Hedgefonds auf sinkende Kurse setzen).
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Mit rund zehn Jahren Verspätung wird die Gemeinschaftswährung von ihrem Geburtsfehler eingeholt: Der Euro beruht weitgehend auf einer Wirtschaftsunion, die echte politische Vereinigung Europas wurde immer wieder auf die lange Bank geschoben. Wäre die EU kein Staatenverbund, sondern schon ein Bundesstaat würde sich das Griechenland-Problem in der jetzigen Form nicht stellen. Die Zentralregierung könnte einfach für den Teilstaat garantieren (wie es etwa die USA mit dem hoch verschuldeten Kalifornien vorzeigt).
Zur Erinnerung: Unter dem starken Druck langjähriger Hartwährungsländer wie Deutschland, Frankreich, Niederlande und Österreich waren zwar im Vorfeld der Euro-Einführung die strengen Maastricht-Kriterien beschlossen worden. Das Ziel von Hardlinern, die Südeuropäer mit ihren traditionell weicheren Währungen vom Euro auszuschließen, wurde freilich verfehlt.
Bereits bevor der Euro 1999 als Buchgeld das Licht der Welt erblickte, gab es immer wieder Diskussionen darüber, dass die Südeuropäer die Einheitswährung nach unten ziehen könnten. Das Motto lautete: Wenn man etwas Starkes und etwas Schwaches mischt, kommt etwas Mittleres heraus. Die selbst erfüllende Prophezeiung gipfelte in dem beispiellosen Tiefststand in der zweiten Jahreshälfte 2000, als die Europäer für einen Euro nur mehr 0,825 US-Dollar bekamen.
Von dort an ging es im Wesentlichen für die Gemeinschaftswährung bergauf - die ersehnte physische Einführung der Euro-Noten und Münzen schien die Trendwende zu bringen. Wobei im Hintergrund andere Faktoren wie der Beginn eines Spekulationsbooms ab dem Jahr 2003 entscheidender waren. Vor allem die massiven Geldflüsse in die Märkte von Schwellenländern, aber auch die Rohstoff-Blase, der im Sommer 2008 kurz vor dem Lehman-Debakel im September bei einem Ölpreis von mehr als 140 Dollar die Luft ausging, ließen die US-Währung fallen.
Die Dollar-Schwäche - aus europäischer Sicht eine Euro-Stärke - wurde durch die Finanzkrise jäh gestoppt, als Händler um jeden Preis aus allen anderen Investitionsklassen ab September 2008 in die im Vergleich als sicher geltenden US-Staatsanleihen und in den Dollar flüchteten.
Je mehr sich alles ändert, desto mehr bleibt alles gleich: Genauso wie am Beginn er Währungsunion stellt sich die Frage, ob die Unterschiede zwischen den Euro-Ländern nicht doch zu groß sind. Der Wirtschaftsboom der Jahre 2003 bis Mitte 2008 hatte die Probleme wohl nur verschleiert, nun müssen die Europäer Farbe bekennen. Entweder der Euro bekommt eine gehörige Schramme ab oder der Ehrgeiz für die gemeinsame Währung wird vervielfacht.
Die jüngste Spekulation auf einen weiterhin fallenden Euro-Kurs hat jedenfalls auch etwas Gutes: Die hohen Spieleinsätze der Spekulanten können kaum noch erhöht werden.
Siehe auch:Der Bergbau-Ingenieur soll die Kohlen aus dem Feuer holen
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