)
Warum setzt sich ein Mensch freiwillig extremen Gefahren aus?
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
"Der Countdown läuft zu Felix Baumgartners epochemachendem Sprung vom Rande des Weltraums", wirbt Sponsor Red Bull für seine "Mission Stratos": "Seien Sie live dabei" beim "Sprung in die Ewigkeit".
Ewig in Erinnerung wird Baumgartners lebensgefährliche Mission vermutlich nur ihm selbst bleiben. Und, so alles reibungslos verläuft, dem Guinness-Buch der Rekorde als höchster Sprung (oder tiefster Fall). Für die Wissenschaft ist von der Aktion aber nicht viel Neues zu erwarten. Das Ziel der Reise, die Stratosphäre, ist weitgehend erforscht. Und weder der Ballon, noch die High-Tech-Kapsel für den Transport des Sportlers nach oben, noch das Fallschirmsystem, noch Baumgartners Druckanzug sind brandneue Erfindungen, sondern Kombinationen von bestehendem Wissen.
Das Einzige, das erstmals im Experiment nachgewiesen werden wird, sind die Auswirkungen des freien Falls aus solcher Höhe auf den Körper. Etwa könnte der Flugkörper, sprich Baumgartner, bei einer ungünstigen Ausrichtung in reißerischem Tempo rotieren, wodurch die Füße nach oben wandern und das Blut in den Kopf fließen würde. Um das zu verhindern, wurde ein spezieller Bremsfallschirm entwickelt. Keine Erfahrungswerte gibt es für den freien Fall in Überschallgeschwindigkeit (1200 Stundenkilometer), dem der Extremsportler für kurze Zeit ausgesetzt sein wird.
Warum setzt sich ein Mensch freiwillig solchen Gefahren aus? Vermutlich treibt ihn nicht die blinde Risikosuche an, sondern der Wunsch, in einer sehr vorbestimmten Welt etwas nach dem individuellen Entwurf zu schaffen. Eine einzigartige persönliche Leistung, bei der er das Leben in die eigene Hand nimmt. Und es aufs Spiel setzt.
Der Hersteller von Energy Drinks will mehr von solchen Helden, wie auch in seinem Magazin, "Red Bulletin", ersichtlich ist. Die aufwendige Inszenierung lässt die Gefährlichkeit der Mission in den Hintergrund treten, während die Technik dem Extremsport neue Dimensionen eröffnet: Ein Mensch begibt sich in Lebensgefahr und 35 Kameras übertragen es live in die Welt.