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Der Fall der Ärzte

Von Ina Weber

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Tagtäglich flimmern Krankenhaus-Serien über die Bildschirme. Die Liste ist lang, die Tradition geht weit in die Mitte des letzten Jahrhunderts zurück. Hießen sie damals "Landarzt Dr. Brock" oder "Die Schwarzwaldklinik", nennen sie sich heute Marc Meier und Gretchen Haase in "Doctors Diary". Von den USA regelrecht überschwemmt, kamen "Dr. House", "Emergency Room - Die Notaufnahme", "Greys Anatomy", "Nurse Jackie", "Private Practice" oder "Scrubs - Die Anfänger". Ende der 70er Jahre war es noch Chefarzt Trapper John, der große medizinische Herausforderungen zu meistern hatte.


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Doch die Götter in Weiß sind vom Himmel gefallen. In den Serien von heute herrschen Chaos, Mutlosigkeit, Anmaßung, Launenhaftigkeit und pubertäre Zustände. Das Spital in "Greys Anatomy" wird zur "Schule des Lebens", Pausen-Gespräche sind Schulhof-Gespräche, das Zuhause wird zur Wohngemeinschaft. Gutmensch Meredith bringt alle ihre Schäfchen ins Trockene. Ihr angeschossener und wieder vollends gesunder McDreamy himmelt sie an. Seine Prioritäten hat er zugunsten seines Privatlebens geändert. Einem Patienten und Tänzer, der an einem Knochen-Tumor im Bein leidet, wird kurzerhand eine Amputation als einzig mögliche Heilung vorgeschlagen. Erst nach Bitten und Betteln des Patienten und einer eigens für die Ärzteschaft eingerichteten Tanzvorführung, mit der der Patient das Herz der Ärzte erreichen will, begannen diese nach einer Alternative zu suchen. Und tatsächlich, sie fanden eine. Auch in der anschließenden Serie "Private Practice" ging es darum, das Herz der Ärzte zu rühren, um an die bestmögliche Behandlung zu kommen. Die Serien von heute zeigen Götter der Launenhaftigkeit.