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Es ist das größte und teuerste Fanforschungsprojekt im deutschen Fußball - und eines, dessen Sinnhaftigkeit schon jetzt, ein Jahr vor der geplanten Evaluierung, in Frage steht. "Die Zeit" berichtete am Mittwoch über die Studie "Mehr Sicherheit im Fußball - Verbessern der Kommunikationsstrukturen und Optimieren des Fandialogs", kurz "SiKomFan"; und so kompliziert der Name, so komplex auch die Strukturen dahinter. Insgesamt sind an dem Projekt, das vom Bildungsministerium mit 3,3 Millionen Euro finanziert wird, unter Koordination der Deutschen Hochschule der Polizei sieben Verbundpartner, darunter der Rüstungskonzern Airbus, beteiligt - und das macht viele stutzig.
Das Vertrauen zwischen Behörden und Fans ist ohnehin gestört, und es wurde nicht besser, als im Vorsommer der Fall Martin Thein die Runde machte: Er hatte sich als Fanforscher in die Szene gemischt, später wurde bekannt, dass er beim Verfassungsschutz tätig ist. Schnell fühlte man sich ausspioniert und unter Generalverdacht. Nun kommt hinzu, dass befürchtet wird, das Projekt diene nicht der Verbesserung des Dialogs, sondern der Befriedigung von Lobbyinginteressen - und verschlinge obendrein nur unnötig Steuergeld.
Klar ist, dass alles getan werden muss, um der Radaubrüder Herr zu werden. Klar ist aber auch, dass die Debatte Sicherheit versus Schutz der persönlichen Freiheit weder neu noch auf den Fußball beschränkt ist. Und wenn man sich weiter dem Fan als unbekanntes Wesen, das es zu entmystifizieren gilt, nähert, anstatt die jeweiligen Bedenken ernst zu nehmen, ist das wohl kaum die beste Basis für einen konstruktiven Dialog. Eher das genaue Gegenteil.