Der Faschismus und die nationalsozialistische Ära haben es Italiens Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi und seiner Regierung offenbar angetan. Das zeigt sich im Kleinen, wenn der Premier mit dem besonderen Humor Flüchtlingslager in seinem Land mit Konzentrationslagern vergleicht oder einen sozialdemokratischen EU-Parlamentarier mit einem KZ-Capo.
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Das zeigt sich aber auch im Großen, wenn ein dem italienischen Innenministerium unterstehender Polizeidirektor in Bruneck die Huldigung eines faschistischen Denkmals erlaubt, die Proteste dagegen vor der Statue aber verbietet.
Abgesehen davon, dass dieses Denkmal eine Kompanie ehrt, die im Jahr 1936 Massaker im Abessinien-Krieg zu verantworten hatte, ist alleine schon die Präsenz solcher Denkmäler in Südtirol bedenklich. Sie halten bei den Angehörigen der österreichischen Mehrheit in der Region stets die Erinnerung an eine Ära wach, in der ihre Angehörigen gefoltert, deportiert und ermordet wurden.
Vor einem weiteren faschistischen Bau, dem Siegesdenkmal in Bozen, zeigte Berlusconi 2005 nach dem Wahlerfolg der Rechten den Südtirolern den Stinkefinger - eine Geste, die ihm zufolge anders zu interpretieren gewesen sei.
Das zeigt nicht nur, was Berlusconi von Südtirol hält, sondern auch das Verständnis Roms für die Anliegen und Rechte der Südtiroler. Ein weiteres Mosaiksteinchen ist, dass derzeit kein Südtiroler Vertreter im Staatsrat, dem höchsten nationalen Verwaltungsgericht Italiens, sitzt. Der sollte bei allen Verhandlungen dabei sein, bei denen es um Südtirol geht, und die Interessen der Region wahren.
Berlusconi beziehungsweise seine Allianz verfolgen eine doppelte Strategie: Zum einen wird kontinuierlich getestet, ob der Widerstand Südtirols und seiner Schutzmacht Österreich nachlässt und Eingriffe in die Autonomie möglich werden. Nicht umsonst dürfte Innenminister Roberto Maroni inmitten des Denkmalstreits auf die wirtschaftlich angespannte Situation hingewiesen und verlangt haben, dass alle Regionen ihren Teil zur Besserung beitragen müssen.
Zum anderen stehen die Europawahlen vor der Tür. Bei diesen Wahlen geht es vor allem darum, die eigene Wählerschaft zu mobilisieren. Da kommt dem aus der Rechten und Extrem-Rechten gebildeten Regierungsbündnis der Streit in Südtirol gerade recht. Erlaubt er doch ein unterschwelliges Bekenntnis zum Faschismus und gleichzeitig die Bedienung italienischen Nationalbewusstseins in der Darstellung eines Kampfs gegen Separatisten.