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Der Favorit steht fest, Überraschung möglich

Von Walter Hämmerle

Politik

Vor dem Gipfeltreffen der beiden Parteichefs am Freitag standen die Zeichen nach Ansicht der meisten Beobachter klar auf rote Minderheitsregierung. Und auch die zahlreichen Wortmeldungen aus den beiden Parteien ließen sich - mehr oder minder offen - in diese Richtung interpretieren.


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Nach dem Vieraugen-Gespräch ist diese Variante immer noch die wahrscheinlichere Konstellation. Aber die Chance auf eine große Koalition lebt weiter. Gerade angesichts der jüngsten Häufung innenpolitischer Überraschungen sollte man sich hüten, Rot-Schwarz vorschnell für tot zu erklären.

Für eine große Koalition spricht, dass es in beiden Parteien nach wie vor Kräfte gibt, die ein maßgebliches Interesse an einer Zusammenarbeit von SPÖ und ÖVP haben. Dazu zählen sicherlich weite Kreise der Wirtschaft auf ÖVP-Seite - auch wenn die Basis des Wirtschaftsbundes mittlerweile anders zu denken scheint - und der ÖGB, der sich allerdings als innerparteilicher Machtfaktor in der SPÖ selbst in die Luft gesprengt hat. Das Drängen von Kronen Zeitung und Hofburg fällt dagegen kaum ins realpolitische Gewicht.

Bleibt die Frage, ob auch die Parteispitzen im Zweifel einer großen Koalition den Vorzug geben. Hier sind sowohl bei SPÖ als auch bei ÖVP Zweifel angebracht. Dass diese durchaus legitim sind, beweisen Grüne und FPÖ derzeit tagtäglich, die - aus wohlüberlegtem Eigeninteresse - Rot und Schwarz am liebsten in eine Koalition zwingen würden.