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Täter, Opfer, beides zugleich? Man weiß es nicht genau in dieser Causa, die - von Erpressung über Schulden bis hin zu angeblichen Mafiaverbindungen - alle Ingredienzen hat, die ein Krimi braucht, und den Fußball mehr in die Gerichtssäle denn auf den Rasen bringen dürfte. Doch ganz abgesehen davon, was am Ende von den gravierenden gegenseitigen Anschuldigungen übrig bleibt: Allzu überrascht braucht man jetzt nicht zu tun. Dass viele Fußballer gerne und viel wetten und spielen, ist ein offenes Geheimnis. Dass der Grat zwischen häufigem Spielen und Spielsucht ein schmaler ist, dürfte ebenfalls nicht neu sein, ebenso wenig wie die Tatsache, dass (Spiel-)Süchtige leichte Beute für kriminelle Machenschaften werden können. Die Verantwortlichen im Fußball und bei den Behörden haben in den vergangenen Jahren schon viel getan, um gegen diese Problematik vorzugehen. Doch es ist - angesichts des aktuellen Falls sowie der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Graz gegen 14 Personen, darunter neun aktive Spieler - noch immer zu wenig. Die Rechtfertigung, dass den Strippenziehern auch mit den besten Maßnahmen kaum beizukommen ist, ist zwar einerseits richtig, andererseits auch ziemlich zynisch. Denn ansetzen sollte man ganz woanders, nämlich bei den Fußballern selbst. Je besser die soziale Absicherung - und die ist derzeit trotz Spitzenverdiensten alles andere als gut -, desto geringer die Versuchung. Und je schwieriger der Zugang zum Wettgeschäft, desto größer die Hemmschwelle. Der Fehler liegt im System - und ist somit nicht mit der Theorie von den "schwarzen Schafen" zu begründen.