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Der finnische Weg aus der Bankenkrise

Von Claudia Peintner

Wirtschaft

Investitionen in Forschung verstärkt. | Wien. "Früher war Santa Claus der einzige finnische Exportschlager, heute sind Nokia und viele andere Betriebe weltweit aktiv", sagt der finnische IT-Unternehmer Pekka Viljakainen.


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Anlässlich einer Einladung des Finnisch-Österreichischen Wirtschaftsforums sprach er in Wien zur Finanzkrise und verwies dabei auf Ähnlichkeiten mit der finnischen Bankenkrise Anfang der 90er. Der Weg, wie Finnland einst die Rezession überwand, sei ausschlaggebend für die heutige Wettbewerbsfähigkeit Skandinaviens, resümiert der Unternehmer.

Als die Blase platzte

Damals wie heute ging der Krise das Platzen einer Blase am Aktien- und Immobilienmarkt voraus. "Nach der raschen Liberalisierung des Kapitalmarktes vermittelten die finnischen Banken massenweise Kredite in Fremdwährungen", so Viljakainen. Der Wegbruch der Ostmärkte nach dem Zerfall der Sowjetunion und eine Abwertung der Finnmark um fast 30 Prozent führten dazu, dass viele Firmen ihre Kredite in Fremdwährungen nicht mehr zurückzahlen konnten und pleite gingen. Nach dem Platzen der Blase hatte der gesamte Bankensektor Schwierigkeiten, seinen gesetzlichen Verpflichtungen in Bezug auf das Eigenkapital nachzukommen.

Die finnische Regierung schnürte damals ein Hilfspaket in Höhe von 8,5 Mrd. Euro, um Bankenpleiten zu verhindern. "Die Politik und die Unternehmen haben damals die richtigen Schritte gesetzt", sagt Viljakainen rückblickend. Diese Aktionen wecken laut dem Finnen in Anbetracht der jetzigen Krise das Interesse anderer angeschlagener Staaten. Trotz der wirtschaftlich schweren Jahre hätte die finnische Regierung auf Forschung und Entwicklung gesetzt, um neue, international wettbewerbsfähige Produkte hervorbringen zu können.

E-Banking geboren

Um die Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen, wurde stark in Ausbildung investiert. Umgekehrt war der Staat gezwungen, Ausgabenkürzungen in allen Sektoren vorzunehmen.

Auf Seite der Unternehmen wurden Strukturen und Geschäftsprozesse umstrukturiert. Das hatte zum Beispiel zur Folge, dass Finnland E-Banking erfand, um den Banken Kosten zu sparen. Heute wickeln 97 Prozent der Finnen ihre Bankgeschäfte hauptsächlich Online ab.

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Pekka Viljakainen (36) gründete mit 14 Jahren das IT-Unternehmen Oy Visual Systems und managt heute den börsennotierten IT-Anbieter "TietoEnator". Mit weltweit 15.000 Mitarbeitern entwickelt die finnische Firma Softwarelösungen, unter anderem für Banken, Versicherungen und Holzindustrie. Seiner aufstrebenden IT-Karriere verdankt Viljakainen auch den Spitznamen Bill Gates.