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Der Flaschenhals der Globalisierung

Von Hermann Sileitsch

Wirtschaft
Maßarbeit: Ein Panamax-Schiff in der Schleuse auf dem Weg Richtung Atlantik. Foto: reu

Seit 1914 passierte eine Million Schiffe die Wasserstraße. | Ausbau soll die Kapazität bis 2014 mehr als verdoppeln. | Panama-Stadt/Wien. Er ist das Symbol für die Globalisierung: der Container. Gut 95 Prozent aller weltweit gehandelten Waren werden nämlich auf dem Seeweg transportiert. Eine der wichtigsten Routen führt durch den Panama-Kanal, die 82 Kilometer lange Verbindung zwischen Pazifik und Atlantik. Es sind schätzungsweise sechs Prozent der Container, die über diese Wasserstraße verschifft werden - der Großteil mit Absender China und Adressat USA und umgekehrt. | Porträt Vasco Núñez de Balboa


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Das 1914 eröffnete, monumentale Bauwerk feierte dieser Tage ein rundes Jubiläum: Der Schüttgut-Frachter "Fortune Plum" war am 4. September 2010 das einmillionste Schiff, das die Wasserstraße durchfahren hat, teilte die Kanalverwaltung in Panama-Stadt mit.

Zwar ist die Krise auch am Güteraufkommen im Kanal nicht spurlos vorübergegangen: Im Jahr 2009 sank die Gesamtmenge von 302 auf 294 Millionen Tonnen. Das ändert aber nichts daran, dass die Strecke längst zu einem Nadelöhr des Welthandels geworden ist: Und das nicht nur, weil die Auslastung seit Jahren die Kapazitätsgrenze erreicht hat - jährlich werden gut 14.000 Schiffe über jeweils drei nacheinander folgende Doppel-Schleusen auf 26 Meter über den Meeresspiegel gehievt.

Auch die Container-Schiffe sind über die Dimensionen des Kanals mittlerweile weit hinaus gewachsen: Die Schleusen-Ausmaße gaben der Schiffsklasse Panamax den Namen - diese ist auf 32,3 Meter Breite und 294,1 Meter Länge limitiert und fasst "nur" rund 4000 Container. Die Enge der Schleusen und der geringe Tiefgang von 12 Meter machen die Querung zu einem waghalsigen Unternehmen. Die Kapitäne dürfen diese deshalb nur unter Beiziehung spezieller Kanal-Lotsen in Angriff nehmen.

4,7 Milliarden Dollar an Steuern für den Staat

Für den mittelamerikanischen Staat bedeutet das freilich enorme Einnahmen: Drei Viertel der Wirtschaftsleistung entfallen auf Dienstleistungen - der Großteil auf den Kanal. Je nach Schiffsgröße und Fracht kostet der Transit (der rund 9 Stunden dauert) an die 400.000 Dollar. Die Gebühren für die Kanal-Benützung sorgen in Summe für fast eine Milliarde Dollar Umsatz - etwa ein Sechstel des staatlichen Budgets. Die Kanalbetreibergesellschaft Panama Canal Authority (ACP) lieferte nach eigenen Angaben seit 2000 - in den ersten zehn eigenständigen Jahren - mehr als 4,7 Milliarden Dollar Steuern an den Staat ab.

Kein Wunder also, dass 2006 die Bevölkerung von Panama mit einer überwältigenden Mehrheit von fast 80 Prozent für ein gewaltiges Ausbauprojekt stimmte.

Ab 2014 soll sich rechtzeitig zum 100-Jahr-Jubiläum die Kapazität des Kanals nahezu verdoppeln. Dazu wird eine dritte, größere Schleusenanlage gebaut, die dann auch Schiffe der Post-Panamax-Kategorie zulässt - bis zu 366 Meter lang, 49 Meter breit und mit nahezu 14.000 Containern Fassungsvermögen. Die Kosten für das Megaprojekt werden auf 5,3 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Der Panama-Kanal wird unterdessen noch auf längere Sicht konkurrenzlos bleiben: Der Nicaragua-Kanal, der mit einer Länge von 280 Kilometern und Baukosten von mindestens 18 Milliarden Dollar zu einer Alternativroute werden sollte, existiert bisher nur auf dem Papier.

Wissen: Geschichte des Kanals

Als Erster wollte der Franzose Ferdinand de Lesseps, Erbauer des Suez-Kanals, 1879 den Durchbruch zwischen Pazifik und Atlantik freisprengen: Er scheiterte, die Gesellschaft meldete 1889 Bankrott an. Schließlich setzte sich die Schleusen-Idee von Gustave Eiffel durch. Nach der Abspaltung Panamas von Kolumbien 1903 bemächtigten sich die USA unter Präsident Theodore Roosevelt des Landes und Kanals. Am 15. August 1914 wurde dieser eröffnet - beim Bau sollen 25.000 Arbeiter ums Leben gekommen sein. Der Kanal blieb jahrzehntelang unter Kontrolle der US-Amerikaner. Erst 1977 stimmte Präsident Jimmy Carter gegenüber Panamas Diktator Omar Torrijos der schrittweisen Rückgabe zu. Diese wurde erst am 31. Dezember 1999 abgeschlossen.