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Der Waldrapp hat ein PR-Problem. Denn der dunkle, schnittige Schreitvogel mit dem warzenartigen rosa Auswüchsen auf dem Kopf ist praktisch ausgestorben. Um das zu verhindern, versuchen Biologen mit aufwendigen Programmen, die letzten Vögel nachzuzüchten und erfolgreich auszuwildern. Auf dass der Waldrapp wieder heimisch werde! Um das zu bewerkstelligen, ist den wackeren Wildforschern nichts zu teuer. So werden die Jungvögel darauf trainiert, einem Menschen in einem Leichtflugzeug zu folgen, der ihnen ihre Zugroute, die die Vögel sonst von ihren Eltern gelernt hätten, sozusagen vorfliegt. Vom Süden der Alpen in den Norden - und wieder zurück.
Soweit, so gut. Das Problem des Waldrapps ist jedoch, dass er, um es einmal politisch korrekt zu sagen, "aesthetically challenged" ist. Anders gesagt: Der Ibisvogel wird von vielen als wirklich nicht besonders ansehnlich angesehen, wie jeder Besucher des Tiergarten Schönbrunns in Wien leicht nachvollziehen kann.
Das freilich ist noch lange kein Grund, ihn nicht vor dem Aussterben zu bewahren. Immerhin gibt es vieles, was ästhetisch fragwürdig ist und dennoch (aus welchen Gründen auch immer) unter Schutz steht - das ORF-Zentrum am Küniglberg zum Beispiel. Allerdings machte es sich aus Sicht der Forschungsförderung besser, Werbefolder mit süßen Nagetieren oder großäugigen Affenbabys zu schmücken - und nicht mit einem Schreitvogel.
Doch ist das nicht auch nur ein Klischee? Immerhin kommt es doch immer auch auf die inneren Werte an. Die sind beim Waldrapp sicher auch total ok.