Lange Zeit galt das klassische Bankgeschäft in der großen, weiten Finanzwelt als stinkfad, nur wenig expansiv und nicht besonders ertragreich. Doch mit den wilden Auswüchsen der Finanzkrise hat sich diese Sicht geradezu schlagartig gewandelt. | Galt es vor allem für große Banken noch bis vor kurzem als opportun, die Aktivitäten im Investmentbanking zu forcieren, um die Gewinne auf Teufel komm raus zu maximieren, besinnen sich viele internationale Geldhäuser nun wieder auf das, was zu ihrem eigentlichen Kerngeschäft gehört. Und das ist in erster Linie, Einlagen entgegenzunehmen und diese als Kredite weiterzureichen.
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Die Zeiten des schnellen Geldes, das namhafte Banken über den Turbo Investmentbanking Jahr für Jahr einstreifen konnten, sind jedenfalls vorbei. Denn mit den dramatischen Verlusten aus faul gewordenen Kreditpapieren, mit denen zuvor eifrigst geschachert worden war, kam die späte Erkenntnis, dass die Geschäftsstrategie der raschen Gewinne aufgrund unkalkulierbarer und letztlich existenzbedrohender Risiken falsch gewesen war.
Und damit hat exzessives Investmentbanking nachgerade wegen vieler Sünden, die nun sauteuer zu stehen kommen, wohl für längere Zeit ausgedient.
Mit dem häufig strapazierten Begriff Investmentbanking sind im Wesentlichen folgende Geschäftstätigkeiten gemeint: der Handel mit Wertpapieren, die Betreuung von Firmen bei Börsengängen und bei der Aufnahme von frischem Kapital (etwa über Anleihe-Emissionen und Kapitalerhöhungen), aber auch die Verwaltung von Kundenvermögen. Von Investmentbanking spricht man auch im Zusammenhang mit größeren Firmenverkäufen (wenn also für ein Unternehmen mit Hilfe einer Bank ein Käufer gesucht wird - wie zuletzt etwa im Fall der Austrian Airlines).
Seinen Ursprung hat das Investmentbanking in den USA, wo ab 1933 eigene Investmentbanken als Gegenstück zu den schärfer beaufsichtigten Geschäftsbanken entstanden. Mit der Finanzkrise 2008 verschwanden die fünf größten US-Investmentbanken jedoch von der Bildfläche. So wurde im September das schwer kriselnde Traditionshaus Merrill Lynch von der Bank of America übernommen, und Lehman Brothers schlitterte überhaupt in die Pleite. Bereits zuvor war Bear
Stearns vom Finanzkonzern JP Morgan aufgefangen worden. Auch Goldman Sachs und Morgan Stanley haben ihren rechtlichen Sonderstatus als Investmentbank aufgekündigt.
In Europa gab es bisher so gut wie nie einen gesonderten Status für das Investmentbanking-Geschäft, weil die meisten Länder (auch Österreich) ein Universalbankensystem haben. Großbanken wie die Deutsche Bank, UBS oder Credit Suisse hatten sich deshalb ab Ende der 1980er Jahre mehrere US-Investmentbanken einverleibt.