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Der Flüsterton der nächsten Generation

Von Clemens Neuhold

Politik

Analyse: Warum Gerechtigkeit zwischen Generationen bei uns kaum Thema ist.


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Wien. Schuldenrucksack, Krise, Pensionsangst, Klimawandel, prekäre Jobs: Nach Jahrzehnten sozialen Aufstiegs stellt sich für die junge Generation erstmals die Frage, ob es im Vergleich zu den Eltern bergab geht. In Deutschland hat sich darum eine lebhafte Debatte entwickelt, die schon einmal im Hauptabendprogramm des "ZDF" ausgefochten wird. Von der Initiative "Generationenmanifest" heißt es: "Die Generation der Eltern und Großeltern betreibt fahrlässige Besitzstandswahrung auf Kosten ihrer Kinder und Enkel."

Party der Eltern bezahlen

Solche Töne hört man in Österreich nur von der neuen Partei Neos und vom ehemaligen SPÖ-Finanzminister und Industriellen Hannes Androsch: "Wir geben viel zu viel Geld für Unfug aus und müssen uns von den Jungen zu Recht den Vorwurf gefallen lassen: Ihr habt’s die Party gehabt, wir müssen alles zahlen."

Wenn bei uns eine Generation auf ihre Rechte pocht, sind es meist die Pensionisten, siehe die Debatte ums Frauenpensionsalter. Nun sind die Regierungspolitiker selbst nicht mehr die Jüngsten; und sie wissen, dass mit den Pensionisten, die ein Viertel der Wähler stellen, nicht zu scherzen ist.

Doch warum bleiben Jungpolitiker ruhig? Die SPÖ-Jungen sehen keinen Konflikt Alt gegen Jung, sondern Arm gegen Reich. Mit Vermögenssteuern mehr Geld für Junge, lautet die Devise.

In der ÖVP hat zwar Staatssekretär Sebastian Kurz durchgesetzt, dass bei neuen Gesetzen die Folgekosten für die nächste Generation zu prüfen sind. Doch die Ergebnisse des Generationen-Scans sind nicht bindend und politisch auslegbar. Und als Zukunftshoffnung der ÖVP weiß er, wen er mit Samthandschuhen anfassen muss, will er nicht selbst alt aussehen: die Pensionisten. Die machen 2030 ein Drittel der Wähler aus - nicht zuletzt wegen des niedrigen Pensionsantrittsalters der Elterngeneration.