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Der freie Fall als Nummer zwei: Letzte SPÖ-Hoffnung ist Nummer-eins-Bonus

Von Walter Hämmerle

Analysen

Ein Absturz wie in Vorarlberg die Woche zuvor - in beiden Ländern erreichte die SPÖ neue historische Tiefststände. Dabei haben die beiden Bundesländer aus Sicht der Sozialdemokraten nicht die geringsten Gemeinsamkeiten jenseits einer starken ÖVP.


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Im Unterschied zum eher ländlichen Vorarlberg verfügt die oberösterreichische SPÖ dank historisch gewachsener großer Industrieunternehmen über starke Parteistrukturen. Und schon lange vor Beginn der heißen Phase im Wahlkampf versuchte sie mit allen Mitteln, ihr Wählerpotenzial zu mobilisieren: 300.000 persönliche Hausbesuche habe man absolviert, erklärte Parteichef Erich Haider auf dem Höhepunkt des Wahlkampfs voller Stolz.

Gebracht hat es, das weiß man seit Sonntagabend, genau gar nichts. Wahrscheinlich hätte die SPÖ auch 26 Prozent der Stimmen geholt, hätte sie überhaupt keine Kampagne geführt, kein Plakat aufgehängt, kein Inserat geschaltet, keinen Flyer verteilt und keinem Wähler die Hand geschüttelt. Viel weniger als 26 Prozent geht nämlich in einem Industrieland wie Oberösterreich gar nicht.

Der SPÖ bläst der Wind mit voller Kraft ins Gesicht und sie findet - zumindest auf regionaler Ebene - kein Gegenmittel. Und der Absturz im Gleichschritt in Vorarlberg und Oberösterreich führt auch die These vom landespolitischen Charakter der beiden Urnengänge ad absurdum. Das sind bittere Erkenntnisse für Wahlkampfmanager: Die Ergebnisse scheinen wie einbetoniert durch den überregionalen Trend. Schadensbegrenzung durch eine engagiert-aggressive Kampagnenführung? Fehlanzeige.

Der Strohhalm, an den sich die Kanzlerpartei im Bund, in der Steiermark, im Burgenland und vor allem in Wien nun klammert, ist der Rückenwind für die jeweilige Nummer eins im Angesicht der Krise. Sowohl Herbert Sausgruber als auch Josef Pühringer konnten den Landeshauptmann-Bonus für sich und ihre Partei nutzen.

Franz Voves in der Grazer Burg, Hans Niessl in Eisenstadt und Michael Häupl im Wiener Rathaus müssen bei ihren Wahlgängen im nächsten Jahr auf genau diesen Effekt hoffen. Und beten, dass es sich nicht um einen weltanschaulichen Stimmungswandel in der Bevölkerung zu Ungunsten der Sozialdemokraten handelt. Für diesen Fall droht der SPÖ ein spektakuläres Katastrophenjahr 2010.

Bundeskanzler Werner Faymann hat für seine Feuerprobe noch ein bisschen länger Zeit - bis 2013, wenn die Koalition bis an ihr vorgesehenes Ende durchhalten sollte. Immerhin: Übersteht die Regierung das kommende Jahr, zieht - zumindest aus wahlkampftechnischer Sicht - Ruhe bis zum Frühjahr 2013 ein.