Rotkreuzhelfer über SPÖ-Pläne: "Ich fühle mich gefrotzelt."
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Wien. Am 20. Jänner entscheiden die Österreicherinnen und Österreicher nicht nur, darüber, ob die Landesverteidigung vollständig professionalisiert werden soll oder nicht, sondern auch darüber, ob bestimmte Leistungen zum Allgemeinwohl entlohnt werden sollen. Das betrifft nicht nur den von Sozialminister Rudolf Hundstorfer geplanten Sozialdienst als Ersatz für den Zivildienst, der mit 1300 Euro monatlich Freiwilligen schmackhaft gemacht werden soll.
Auch im Bereich Katastrophenhilfe soll der Mammon die Motivation beflügeln. Dort bietet Verteidigungsminister Norbert Darabos 5000 Euro pro Jahr für jene, die sich zur Miliz melden - und im Notfall spätestens nach 48 Stunden Gewehr (oder eher Schaufel) bei Fuß bereitstehen.
Während Darbaos argumentiert, die Miliz würde schon "seit Jahrzehnten" für ihre Einsätze finanziell entschädigt, ohne dass sich jemand darüber beschwert hätte, schlägt die ÖVP in Sorge um das österreichische Freiwilligenwesen Alarm. Die schwarze Reichshälfte befürchtet schwindende Motivation bei allen, die im Notfall freiwillig und unbezahlt Ausrücken. Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner spricht von einer Zweiklassengesellschaft.
Im Naturkatastrophenfall sind es vor allem die Freiwilligen Feuerwehren, die als Erste zur Stelle sind, wenn Not am Mann ist. Dass man für Gottes Lohn neben bezahlten Helfern vom Heer arbeiten soll, könne schon die Motivation beeinträchtigen, glaubt Gerald W., freiwilliger Feuerwehrmann im Waldviertel, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung. Den Rekruten, mit denen man jetzt gemeinsam gegen Hochwasser ankämpft, "neidet man ihren Sold allerdings nicht", so W. Dass aufgrund einer bezahlten Miliz die Zahl der freiwilligen Feuerwehrleute zurückgeht, glaubt Gerald W. nicht, schließlich seien die Katastropheneinsätze mit dem Heer nicht die Regel.
Das ist bei den Rettungsdiensten etwas anders. Beim Roten Kreuz etwa sind rund 28.000 Freiwillige im Einsatz. Ergänzt werden sie jedes Jahr durch mehr als 4000 Zivildiener. Letztere würden im SPÖ-Modell wegfallen und durch bezahlte Sozialdienstleister ersetzt - nicht besonders motivierend für die Freiwilligen, findet man beim Roten Kreuz. "Ich fühle mich gefrotzelt", sagt Rudolf Ü., der seit 32 Jahren in Poysdorf im Weinviertel freiwillig im Rettungswagen mitfährt. Für ihn und wohl auch einige seiner Kameraden wären bezahlte Helfer "ein Grund, aufzuhören". Gerade am Land ein Problem, denn wenn viele Freiwillige hinschmeißen, reichen die von Sozialminister Hundstorfer geplanten 6500 Sozialdienstleister nicht.
Die Befragung über Abschaffung oder Beibehaltung der Wehrpflicht und Zivildienst oder bezahlter Sozialdienst ist seit Freitag auch parlamentarisch auf Schiene. Der Antrag wurde eingebracht.