Zum Hauptinhalt springen

Der Fußball-Fan hat immer recht

Von Christian Mayr

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Gut, für österreichische Liga-Verhältnisse wären 28.000 Fans alles andere denn eine "Stimmung wie bei einer Beerdigung" gewesen, wie jüngst der deutsche Fußballer Leon Goretzka treffend zur schütteren Kulisse beim Confed-Cup-Duell gegen Australien meinte. Denn ins Fischt-Stadion von Sotschi passen 47.700 Fans - wiewohl sich angesichts der alternativ gelieferten Bilder aus der Arena der Verdacht aufdrängt, die 28.000 wären noch zu hoch gegriffen gewesen. Denn die Kameraleute des Fifa-Kontinental-Turniers sind offenbar strikt angewiesen, nur Bilder mit gut gefüllten Rängen in den Äther zu schicken, zumal bis auf die Spiele des Gastgebers das Interesse stark limitiert ist. Doch abseits des aktuellen Debakels in Russland (das zur Stadionfüllung nun Karten an Kinder verschenkt) stellt sich die Frage, ob sich die WM-Vergabe an straff-autoritär organisierte Staaten beziehungsweise gleich an islamische Despoten wie in Katar rächt. Nämlich indem die Fans der westlichen Welt nicht länger - und schon gar nicht in unsicheren politischen Zeiten - an zweifelhaften Austragungsorten die Trägerschaft der gelebten Fankultur übernehmen wollen. Somit steht zu befürchten, dass die Titelkämpfe 2018 in Russland und die Weihnachts-WM 2022 in Katar stimmungsmäßig abschmieren, weil sich der gemeine Fan schlichtweg verweigert. Und daher sollen sich die Funktionäre, die soeben die Champions-League-Rechte ab 2018 ans Pay-TV veräußert haben, nicht so sicher sein, dass das Fußballvolk diesen Schritt wirklich mitmacht. Auch bei der WM 2002 war ein Großteil der Spiele nur im Bezahlfernsehen zu sehen - mit der Konsequenz, dass das Interesse erlahmte und das Modell nicht dauerhaft profitabel war. Der Fußball-Fan und -Konsument hat halt immer recht. Und nicht der -Funktionär.