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"Dieser Sport war früher voller Abenteurertum und Pioniergeist, und es waren die menschlichen Fehlleistungen, die jahrzehntelang einen ganz speziellen Mythos aufrecht hielten. Die wilden Jahre gingen zu Ende, als ein atemraubender Professionalismus Einzug hielt, die Budgets immer höher wurden, die Computerisierung das Bastlertum in die Steinzeit schickte." Das schreibt Helmut Zwickl in seinem Buch "Die Eroberung des Sinnlosen". Es ist ein Buch über die Formel 1, doch diese Sätze haben auch beim Fußball Gültigkeit. Wo sind die Abenteurer? Vielleicht ist der Trainer Marcelo Bielsa der Letzte. Er wird "der Verrückte" genannt, weil er den Fußball anders versteht als der Mainstream. Auch Marko Arnautovic wurde als "verrückt" bezeichnet. Er macht ungewöhnliche Sachen, verlangsamt das Spiel, wenn es andere schnell machen, und passt, wenn andere schießen.

Im Fußball und der Formel 1 regiert heute die Gleichförmigkeit. Sätze, die Lionel Messi sagt, könnten auch von Sebastian Vettel stammen: "Ich hoffe, dass ich meinem Team weiterhelfen kann und wir gemeinsam große Erfolge feiern."
In der Formel 1 ist es gelungen, den Faktor Zufall praktisch auszuschalten, der Fußball ist da noch widerspenstig. Doch die Tendenz geht in die Richtung, das Unbeherrschbare kontrollieren zu wollen. Auch Neo-Teamchef Marcel Koller versucht es, indem er in allen erdenklichen Bereichen alles Erdenkliche optimiert. "Früher", sagte sein Kollege Louis van Gaal, "musste ich mit dem Auge entscheiden, heute weiß ich alles vom Computer." Es ist notwendig geworden, so zu arbeiten. Und auch erfolgsfördernd. Das Mythische aber geht verloren. Als Arnautovic für Twente spielte, wollte er in einer Cup-Partie in der 121. Minute den Torhüter aus ganz spitzem Winkel überheben. Eine Dummheit, in dieser Phase zu künsteln. Doch es war ein Tor. Und deshalb werden sie sich in Enschede immer an Arnautovic erinnern.