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Der Fußballtrainer der Herzen

Von Christoph Rella

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Wer als Fußballtrainer Erfolg haben will, muss vor allem mit der Jugend können. Und das bedeutet vor allem, authentisch sein. Es ist den meisten nicht bewusst, mit welcher Schärfe junge Menschen zwischen einem Erwachsenen, der sich verstellt, und einem Erwachsenen, der es ernst mit einem meint, unterscheiden können. Das gilt vor allem für Fußballspieler.

Toni Polster meint es ernst. Hat es immer getan. Wenn er einem Menschen die Hand gibt, tut er das immer mit sanftem Druck und großer Herzlichkeit - ganz egal, wer oder was du bist. Ob Klubboss oder nur Zeugwart, für Polster stehen alle auf ein und derselben Sprosse einer Leiter. Was wiederum vielleicht auch erklärt, warum er es als Trainer auf der Karriereleiter noch nicht in den Olymp österreichischen des Fußballs geschafft hat - die Bundesliga.

Was aber nicht heißt, dass er nicht als Trainer eines Top-Klubs infrage käme. Denn auch wenn die Luft dort oben viel rauer und dünner sein mag als etwa in der Wiener Stadtliga, ein starkes Herz hält das aus. Und Polster hat dieses Herz, diese Authentizität und Ehrlichkeit, die in der Bundesliga bisweilen fehlt. Unter Einsatz des Ellenbogens nach Höherem zu streben, ist nicht die Sache des 49-Jährigen. Genauso wenig das Sich-Verstellen, indem er etwa mit besonders klugen Worten gar nichts sagt. Da hält er lieber den Mund. Und das muss man auch einmal können. Wer die Liga kennt, weiß warum.