Rassismus-Report: Keine Verbesserung. | "Einlass-Urteil" als Hoffnungsschimmer. | Wien. Bené stammt aus dem Iran - die persischen Wurzeln sieht man ihm an. Seine Freundin ist groß und blond und kommt aus Freiburg. Über schiefe Blicke, wenn sich die beiden gemeinsam zeigen, wundert Bené sich schon lange nicht mehr. "Meine Freundin hat das am Anfang gar nicht geglaubt. Sie hat sich gedacht, dass ich mir das nur einbilde. Mittlerweile fällt es aber auch ihr auf", sagt der 21-jährige Bené im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
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Die argwöhnischen Blicke von Mitmenschen versucht der Biologiestudent zu ignorieren. Schwierig findet er es aber manchmal, wenn zu den Blicken Beschimpfungen wie "Lass die Frau in Ruhe und verpiss dich" hinzukommen, oder ihm ein "Du bist ja nur aufs Ficken aus" an den Kopf geworfen wird. "He, das ist meine Freundin", antwortet Bené dann und versteht diese Welt nicht.
Vor vier Jahren ist der Student, der nebenbei im Call-Center einer Bank arbeitet, nach Wien gezogen. "Aufgewachsen bin ich in Oberösterreich, im Bezirk Braunau. Da habe ich es aber einfach nicht mehr ausgehalten", erzählt er. Abends alleine wegzugehen, traute er sich dort nicht. Denn zu viele Typen, die nur auf jemanden warten würden, der "nach Ausländer aussieht", um ihn zu verprügeln, seien in dieser Gegend unterwegs.
Monatlich verprügelt
Mindestens einmal pro Monat sei er während seiner Schulzeit zusammengeschlagen worden - einmal sogar krankenhausreif. "In Wien lebt es sich viel besser. Da gibt es nicht so viele Bauernschädeln. Da kann ich zumindest alleine fortgehen", sagt Bené. "Und wenn einen jemand blöd anmacht, da schaut man dann halt einfach drüber". Dass sich die Situation von Menschen mit Migrationshintergrund in den letzten zehn Jahren nicht verbessert hat, zeigt der am Freitag von der Anti-Rassismus Stelle Zara vorgestellte Rassismus-Report für 2009.
Auch im Vorjahr wurden von Zara wieder 798 Fälle rassistischer Diskriminierung, das sind 94 mehr als im Jahr 2008, erfasst. Die Dunkelziffer liegt wohl deutlich höher. Man könne nur jene Fälle auflisten, die Zara gemeldet werden, betont die Initiative. Der größte Teil der Vorkommnisse entstammt dem öffentlichen Raum: Vorfälle, die sich also etwa auf der Straße, in einem Verkehrsmittel oder bei einer Veranstaltung ereigneten, etwa das Skandieren von Parolen wie "Juden-Wien" durch Anhänger des Fußball-Vereins Lask bei einem Spiel gegen die Wiener Austria.
"Sehr erfreulich war aber letzte Woche das Gerichtsurteil, durch das eine St. Pöltner Diskothek zur Leistung von 1440 Euro Schadenersatz an einen 20-jährigen Ägypter verpflichtet wurde, weil ihm der Einlass aufgrund seiner ethnischen Herkunft verweigert wurde", sagt Volker Frey vom Klagsverband zur "Wiener Zeitung". "Das Urteil zeigt klar, dass eine Diskriminierung auch beim Zugang von Freizeiteinrichtungen kein Kavaliersdelikt ist." Auch Bené wurde aufgrund seiner ethnischen Zugehörigkeit schon oft der Zutritt in ein Lokal verweigert. "Erst neulich bin ich in ein Gürtel-Lokal wieder nicht reingekommen. Dabei war ich einwandfrei gekleidet. Aber ja, das ist normal. Ein Schwarzer, der vorher schon drinnen war, wurde von drei Securities sogar wieder rausgezerrt. Er wollte die Polizei rufen. Aber ein Schwarzer, der die Polizei ruft, das macht wohl nicht viel Sinn."