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Der Geburtsfehler des Privat-TV

Von Bernhard Baumgartner

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Die heimische private Sendergruppe ATV wird nun endgültig von ProSiebenSat1 übernommen. Nachdem die Wettbewerbsbehörde den Deal wohl mit Auflagen durchwinken wird, steht einer Übernahme des Senders durch die große Fernsehgruppe nichts im Wege. Natürlich ist es prinzipiell immer ein Verlust, wenn ein eigenständiges heimisches Medienunternehmen nicht von sich aus florieren kann und nun in einer großen Gruppe aufgehen muss. Allerdings hatte ATV tatsächlich lange Zeit, um sich am Markt nachhaltig und profitabel zu positionieren. Dass dies nicht gelang, ist wohl nur bedingt die Schuld der handelnden Personen: Dass es sogar mit einem Trash-Konzept à la RTL2 nicht funktioniert hat, beweist, dass man tatsächlich alles versucht hat. Dass es auch mit hoher Qualität nicht gelingt, im heimischen Markt einen großen Wurf zu landen, beweist ServusTV jeden Tag. Jetzt kann man sagen, Österreich ist eben zu klein für ordentliches Privatfernsehen, aber dass es dennoch geht, beweisen wiederum Ungarn oder die Slowakei. Letztlich muss man wohl auch im Falle von ATV daran erinnern, dass Österreich aus rein protektionistischen Motiven heraus mehr als 20 Jahre zu spät angefangen hat, private elektronische Medien zuzulassen. Und als es dann endlich so weit war, kamen die Sozialen Medien um die Ecke - und alles wurde für das Fernsehen noch viel schwieriger. Daran trifft weder ATV noch andere Sender Schuld. Dass es seitens der Politik nie nennenswerte Förderungen gab, um diesen Fehler auszugleichen, sagt ohnehin alles. Jetzt darüber zu jammern, wäre nahezu dreist.