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Na bitte, es hat ein bisschen gedauert, aber nun hat sich der Leichtathletik-Weltverband IAAF doch noch zu einer Stellungnahme durchgerungen. Ausführlich legte man in einer Erklärung seine Sicht der doch recht anrüchig wirkenden Dinge dar, die die ARD und die "Sunday Times" am Wochenende ans Licht brachten; dass nämlich eine große Anzahl an zumindest "auffälligen" Blutwerten von Spitzenathleten über elf Jahre hinweg unter Verschluss gehalten und nie sanktioniert worden sein sollen. Und was tut die IAAF? Sie holt zum Gegenschlag aus: Die Berichte seien "sensationslüstern und verwirrend", die Anschuldigungen völlig falsch und die Journalisten und vermeintlichen Verräter die Bösen: Man verurteile "die Verbreitung, Nutzung und Veröffentlichung privater und vertraulicher medizinischer Daten auf das Schärfste". IAAF-Vizepräsident Sebastian Coe, der Ende des Monats gegen Ex-Stabhochspringer Sergej Bubka ins Rennen um die Präsidentschaft gehen will, geht sogar noch einen Schritt weiter: Er nützt nicht etwa die Chance, Werbung in eigener Sache zu machen, indem er volle Transparenz für den Fall seiner Wahl verspricht; nein, er schimpft über die "Kriegserklärung gegen den Sport". Nun bringen Coe und die IAAF durchaus Argumente vor; wie etwa, dass viele Proben von der Zeit vor der Einführung des Blutpasses stammen und dass ein "auffälliger Wert" noch kein "Beweis" für Doping sei. Doch mit dem heftigen Gegenschlag, der den Diskurs selbst in einem Geschäft wie dem Sport, dem Verlogenheit nicht gänzlich fremd ist, auf ein neues Niveau führt, beraubt man sich selbst der Glaubwürdigkeit dieser Argumente. Denn das klingt eher nicht danach, als sei man an voller Aufklärung interessiert. Eher im Gegenteil: nach Verharmlosung und, genau, Vertuschung.