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Washington/London - Das Pentagon bezeichnet den US- "Enthauptungsschlag" vom Dienstag, bei dem Saddam Hussein mittels Bunker brechender Bomben getötet werden sollte, als "sehr, sehr effektiv": Hohe US-Militärs gehen dennoch nicht davon aus, dass der irakische Diktator wirklich tot ist. Sicher ist lediglich, dass mindestens 14 Zivilisten durch den Luftschlag getötet wurden.
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Auch für britische Geheimdienste ist ein Erfolg der Aktion unwahrscheinlich: Saddam sei dem Anschlag vermutlich um Minuten entkommen. Anzunehmen sei, dass er durch ein unterirdisches Tunnelsystem entkommen oder mit dem Auto geflohen ist. Das berichtete gestern die britische BBC.
Ungewiss ist auch, ob sich Saddam Hussein mit seinen Söhnen und anderen Mitgliedern der Führungsclique am Montagabend überhaupt in dem Restaurant im Bagdader Stadtteil Al Mansur aufgehalten hatte oder ob er sich seit Kriegsbeginn in einem seiner zahlreichen Bunker versteckt.
Der US-General Stanley McChrystal meinte jedenfalls, der irakische Regierungschef kontrolliere offenbar noch immer Einheiten der Republikanischen Garde und "Todesschwadronen". Diese Befehle seien aber vielfach nicht mehr umsetzbar.
Dennoch wird nach der Leiche Saddams fieberhaft gefahndet. Spezialeinheiten durchkämmen das Gebiet mittlerweile sogar mit Schaufeln, sie entnehmen verkohlten Leichen Gewebeproben, um diese mittels DNA-Test zu analysieren, ob es sich um Saddam oder einen seiner Söhne handeln könnte.
Fest steht bislang nur, dass Saddam Hussein den gegen ihn gerichteten Luftangriff der Amerikaner in der ersten Kriegsnacht überlebt hat. Denn in einer später vom irakischen Fernsehen ausgestrahlten Ansprache des Präsidenten nimmt er auf einen Vorfall Bezug, der sich in den ersten Kriegstagen in der Nähe von Kerbela ereignet hatte.
Saddam Hussein hat in seiner mehr als 20-jährigen Amtszeit so viele Attentats- und Putschversuche überlebt, dass er für viele Iraker als "unsterblich" gilt. Die meisten Iraker würden daher die Nachricht vom Tod des Diktators erst dann glauben, wenn ihnen die Leiche präsentiert wird.
Rätsel auch um Tod von "Chemical Ali"
Selbst die Nachricht vom Tod Ali Hassan el Madschids ist bislang nicht unwidersprochen. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld geht aber davon aus, dass es sich bei der am Montag in der Nähe von Basra entdeckten Leiche um die Überreste des Saddam-Cousins handelt, der wegen der Giftgasangriffe auf irakische Kurden im Jahre 1988 berüchtigt ist.