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Der gemeinsame Nenner

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

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Hurra, die WM 2022 bringt nur Gewinner! Zumindest, wenn man den positiven, beinahe schon euphorischen Stimmen Glauben schenkt, die sich nun erheben, da der Termin fixiert und das Schweigegeld ausverhandelt ist. Die plötzlich gar nicht mehr so umstrittene WM in Katar wird am 20. November eröffnet und am 18. Dezember beschlossen; die Fifa hat damit ihren Wunschtermin, die Kataris ein Finale am Nationalfeiertag, die davor vergrämte Premier League kann ihren gewohnten Betrieb am traditionellen Boxing Day, dem 26. Dezember, wieder aufnehmen; und die Vereine, die Spieler abstellen, werden fürstlich dafür entschädigt. Für die WM 2018 und die WM 2022 bekommen sie nun insgesamt je 209 Millionen Dollar (195 Millionen Euro) und damit fast das Dreifache der Kompensationszahlung, die für die WM 2014 in Brasilien ausgeschüttet wurde; bei solchen Summen verstummt jede Kritik. Karl-Heinz Rummenigge, der Vorsitzende der europäischen Klub-Vereinigung ECA, sieht schon die Euroscheine in die (Registrier?-)Kassa flattern, bezeichnet die Einigung als "sehr erfreuliches Ergebnis" und einen "weiteren Meilenstein", den der europäische Klub-Fußball errungen habe. So weit, so nachvollziehbar aus Sicht der Klubs. Wenn’s dann nicht doch einen Verlierer gäbe, nämlich die Glaubwürdigkeit. Weder die Fifa, noch die Uefa, die Vereine und die Ligen haben diesbezüglich einen guten Eindruck gemacht. Denn anschaulicher kann man nicht verdeutlichen, wie Prinzipien über Bord geworfen werden, wenn’s ums eigene Börsel geht. Menschenrechte, Korruptionsvorwürfe? A wo. Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s allen gut, heißt es doch. Das liebe Geld ist schließlich nicht der kleinste gemeinsame Nenner in der Sportpolitik, sondern der größte. Und eigentlich der Einzige.