Zum Hauptinhalt springen

Der Geruch des Dirigenten

Von Edwin Baumgartner

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wie riecht eigentlich Mariss Jansons?

Wie Leonard Bernstein gerochen hat, kann ich aus sozusagen hautnaher Erfahrung sagen: Das war Whisky mit Zigarette und, nach dem Auftritt, ein Hauch Schweiß. Aber Mariss Jansons?

Jedenfalls erstrahlt Mariss Jansons in intensivem Orange und hat einen zarten gelben Rand um die Blütenblätter. Der lettische Dirigent ist nämlich unter die Tulpen gegangen. Er wurde von holländischen und lettischen Züchtern vertulpt, was eine Ehre ist, denn vertulpt wird nicht jeder.

Herbert von Karajan beispielsweise ist sein Lebtag nicht vertulpt worden. Nicht einmal ein Kornblümerl hat man nach ihm benannt. Dafür heißt nach dem für viele hellsten Stern am Dirigentenhimmel ein im All herumfliegender Schlackebrocken, nämlich der Asteroid 6973.

Was will man lieber sein? Weltraumschutt (immerhin nahe den Sternen) oder ein Blümchen, dem man in Tante Fritzis bester Vase beim Verwelken zuschauen kann?

Andererseits eröffnet die Vertulpung des Mariss Jansons weitere Möglichkeiten, herausragende Persönlichkeiten zu ehren. Warum nicht den Giersch nach Kim Jong-un benennen? Und könnte für Donald Trump eine Pflanze besser passen als die Titanenwurz?

Kaiser Claudius ist seinerzeit eine ähnliche Ehre durch Seneca zuteilgeworden: Der Philosoph hat die "Apokolokyntosis" über ihn geschrieben, die "Verkürbissung". Hat jemand was gegen Kürbisse? Immerhin lebt die halbe Steiermark davon.

Aber die Vertulpung des Mariss Jansons ist wirklich als Ehre gemeint. Küss d’ Blatteln!