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Die Sommerzeit bietet Gelegenheit zum Wiederhören von exquisiten Hörfunksendungen, zur Erinnerung auch. So etwa vergangenen Sonntagnachmittag auf Ö1. Da stand in der Reihe "Menschenbilder" unter "Kostbarkeiten aus dem Archiv" eine Wiederbegegnung mit dem unvergessenen Axel Corti auf dem Programm. Nicht nur seine eloquente Stimme fehlt uns seit nahezu einem Jahrzehnt, auch sein unnachahmliches Radiofeuilleton "Der Schalldämpfer" ist es, das eine Lücke hinterließ.
Corti erzählte bei dem spätabendlichen Gespräch in seiner Wohnung in Wien-Döbling von den Wurzeln, seinem Werdegang, seinen Kindertagen in Paris, wie so manches ihn dort prägte, sowie von seiner Mutter und vom Vater mit altösterreichischen Spuren bis Triest, der in Frankreich im Widerstand war und grausam zu Tode kam. Dann in den fünfziger Jahren Axel Cortis Radioeinstieg in Tirol. Eine Mikrofonstimme wurde gesucht, und Corti bekennt freimütig: "Ich wusste nicht, was das war. Später stellte sich heraus, dass ich offensichtlich eine hatte." Cortis "Schalldämpfer" lief von 1969 bis zu seinem Tod im Jahre 1993: "Eine Art Kassiber, den ich unter die Leute schummelte." Solch pointierte, von Zeitgeist frei gehaltene Anmerkungen fehlen heute.
Auch an seine ORF-Fernsehshow "Gogoscope" erinnerte sich Corti: "Eine Art früher Videoclip." Eine Sendung, in der einst auch die Bee Gees zu Gast waren. Mit diesem Popularitätserfolg habe er sich die Möglichkeit "verdient", den ORF-Film über Franz Jägerstätter zu drehen. Einem der wahren österreichischen Helden, dem sein Gewissen den Kriegsdienst versagte. Ein Unterfangen, für das vor allem jüngere Generationen Axel Corti noch heute danken.