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Der gestörte Fackellauf als Irritation eines Milliarden-Geschäfts für das IOC

Von Simon Rosner

Analysen

Die olympische Fackel hat es noch weit bis nach Peking. Auf ihrem langen Weg dorthin wird sie nur wenige ruhige Minuten haben, weshalb nun sogar das Internationale Olympische Komitee daran denkt, den traditionellen Fackellauf rund um den Globus vorzeitig abzubrechen.


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Offiziell sorgt man sich um das nun von Demonstranten missbrauchte Symbol. Es habe mit der Weltpolitik nichts zu tun. Vielmehr würde die Fackel für das Völkerverbindende der Olympischen Spiele stehen.

Faktisch ist das allerdings falsch. Denn der Fackellauf ist keine Erfindung des Olympia-Initiators Pierre de Coubertin. Es war Hitlers Propaganda-Minister Joseph Goebbels, der vor den Sommerspielen 1936 die Idee zu einem olympischen Fackellauf hatte. Weither ist es mit dem Symbol des Friedens also nicht. Auch 1936 hatte es übrigens Proteste gegeben, wie auch im Jahr 2006 vor den Olympischen Winterspielen in Turin, als Globalisierungskritiker versuchten, die Flamme zu löschen. In Sydney 2000 nutzten Vertreter der Aborigines den Fackellauf dazu, auf Diskriminierung aufmerksam zu machen, und schon im Vorjahr waren weltweit, auch in Österreich, vereinzelt Alternativ-Fackelläufe gestartet worden, etwa gegen Chinas Darfur-Politik sowie gegen Menschenrechtsverletzungen.

Das IOC hat sich bisher zu den zweifelsohne heiklen politischen Themen kaum geäußert. Und man darf nicht erwarten, dass die Führung des Komitees dies noch mehr tun wird. Immer wieder verweisen die Funktionäre darauf, dass die Spiele bloß eine Sportveranstaltung seien.

Anders freilich argumentieren dieselben Funktionäre, wenn es um positive Themen der Weltpolitik geht. So gab es immer wieder Bestrebungen des IOC, eine gesamtkoreanische Mannschaft zu den Spielen zu bringen. Als Vermittler, als völkerverbindende Kraft begreift sich das IOC gerne, bei heiklen Themen verweist man dann auf die eigene Unzuständigkeit.

Das Verhalten des Olympia-Komitees ist im Sport tief verwurzelt, der von der Politik größtmögliche Unterstützung fordert, sich aber gegen jedwede Einflussnahme verwehrt.

Im Fall des IOC kommt noch etwas anderes dazu. Das Geld. Die Olympischen Spiele sind für das IOC ein Milliardengeschäft, Firmen sind bereit, mit Unsummen die Veranstaltung zu sponsern. Die Geldgeber wollen ihren Namen mit fröhlichen Sportspielen verbinden, nicht mit Ausschreitungen und Gewalt assoziiert werden. Gegenstimmen der nationalen Komitees sowie der internationalen Sportverbände sind auch nicht zu erwarten. Sie sind nicht nur Teil des IOC, die meisten sind auch finanziell von ihm abhängig. Für sie ist in diesem Fall Schweigen wahrlich Gold. 8