Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Einerseits sind sie eine super Idee: Der US-Konzern Google hat elektronische Kontaktlinsen für Diabetiker erfunden, die die Blutzuckerwerte in der Tränenflüssigkeit rund um die Uhr messen. Jeder 19. Mensch leidet an Zuckerkrankheit. Ein erhöhter Blutzuckerspiegel gefährdet die Organe und er vermindert die Konzentrationsfähigkeit. Doch Betroffene messen die Glukose-Werte im Blut nicht immer exakt, und die Stiche in die Finger würden sie sich viel lieber ersparen. Die Diabetes-Kontrolle gleicht einem Teilzeit-Job, weil sich die Blutzuckerwerte nicht nur mit der Nahrung ändern, sondern auch je nachdem, ob jemand sportelt, rastet oder schwitzt. Die Linsen würden den Alltag erleichtern.
Der Segen beinhaltet aber auch einen Fluch. Dieser erinnert an einen Sugar Daddy, der einem jungen aber mittellosen Mädchen Perlen und Diamanten schenkt und dafür bedingungslose sexuelle Verfügbarkeit einfordert. Denn die Blutzucker-Messungen müssen mit einer App durchgeführt werden, damit sie auf dem Handy lesbar werden. Da Apps Daten aus dem Mobiltelefon ziehen, wird Google auch der Blutzucker-Protokolle habhaft werden.
Digitaler Verbraucherschutz existiert faktisch nicht. Ein vorläufiges Plus an Lebensqualität könnte Diabetikern daher auch zum Nachteil gereichen. Google könnte etwa die Daten an Autoversicherer verkaufen, die dann die Erkrankten stärker zur Kasse bitten. Weitreichender noch: Ein Rund-um-die-Uhr-Datenwerk würde, kombiniert mit Standort und Telefonaten, jedes Verhalten des Individuums erschließen. Was jede künftige Handlung hochrechnen und somit vorhersagen ließe.