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Der gläserne Laufsteg

Von Monika Rosen

Gastkommentare
Monika Rosen ist Börsen-Expertin und Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft. Mehr als 20 Jahre war sie Chefanalystin einer österreichischen Großbank. Twitter: @Monika_Rosen

Die Diversität in der Modebranche ist ausbaufähig.


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Mode ist eine Branche der Frauen, richtig? Frauen interessieren sich für Mode, sie kaufen sie - und sie stehen hinter dem Ladentisch, um sie zu verkaufen. Nach einer Studie des britischen Marktforschungsunternehmens Euromonitor werden global gesehen mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Ausgaben für Mode von Frauen getätigt. Auf die Männer entfallen 31 Prozent des Kuchens, die restlichen 16 Prozent sind Kinderbekleidung. Das war’s dann aber mit der Diversität in der Branche.

Laut einer Studie von McKinsey sind die Vorstandsetagen auch in der Modebranche fest in männlicher Hand. Unter den Bekleidungsunternehmen der Fortune 500 in den USA haben weniger als 5 Prozent einen weiblichen CEO. Was fast noch schwerer wiegt: Bei den bekannten Modemarken ist der Chefdesigner in mehr als 50 Prozent der Fälle ein Mann. Also nicht nur im Management, sondern auch bei den kreativen Rollen mischen Männer kräftig mit. McKinsey nennt das Phänomen übrigens den "Gläsernen Laufsteg".

Ähnliche Muster sind auch in anderen Branchen zu bemerken. Wenn Frauen in einem Berufszweig die Mehrheit stellen, wie etwa Krankenschwestern, Lehrerinnen oder Bibliothekarinnen, dann klettern Männer umso leichter die Karriereleiter hinauf. Eine Soziologin erklärt das Phänomen so: Wir haben alle ein Bild vom typischen Manager - einem Mann - im Kopf. Wenn daher ein Mann in einem Frauenberuf aufschlägt, hat er weniger Konkurrenten, die dem Stereotyp vom Manager entsprechen. Damit steigen seine Karrierechancen ganz automatisch.

Aber die Zeiten ändern sich natürlich, und welche Branche ist schon wechselwilliger als die Mode? Mit Paco Rabanne und Chanel haben allein heuer zwei große Marken Frauen an die Spitze befördert. Nadia Dhouib hat übrigens tunesische Wurzeln, Leena Nair als erster weiblicher CEO von Chanel ist britisch-indisch. Lang hat’s gedauert, bis das Haus, das Coco Chanel 1910 im Alter von 27 in Deauville gegründet hat, sich dazu durchringen konnte, eine Frau auf den Chefsessel zu hieven. Aber immerhin, jetzt kehrt man zu den Tugenden der Anfangszeit zurück, und die haben sich ja als überaus erfolgreich erwiesen.