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Der Glaube kann Zahlen ersetzen

Von Christoph Rella

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Vor wenigen Tagen war in dieser Zeitung eine Geschichte zu lesen, die sich mit dem Phänomen einer allein auf statistischen Daten basierenden Transferpolitik im Fußball auseinandersetzte. Statt sich der Fehleranfälligkeit von Scouts und Trainern auszusetzen, sind es neuerdings Computer - wenn auch nur bei einzelnen Klubs -, die die ganze Arbeit machen. Und das, wie man liest und hört, nicht einmal so übel.

So gut nun dieses System im Klubfußball auch funktionieren mag, für Österreichs National-Elf ergäbe das Gegenüberstellen von Statistiken kaum Sinn. Und das nicht nur vor dem Hintergrund, dass bei der Erstellung von Länderspielkadern gewöhnlich das Geld - für astronomische Ablösesummen zum Beispiel - keine Rolle spielt (sondern nur die Staatsbürgerschaft). Für die meisten Kicker ist es sogar eine Ehre, in die Nationalmannschaft "berufen" zu werden. Die Wahl trifft in letzter Konsequenz immer der Trainer - und kein Computer der Welt kann und soll ihm diese Arbeit abnehmen.

Gott sei Dank. Denn hätte sich etwa ÖFB-Teamchef Marcel Koller in den vergangenen Jahren nur auf die Statistik und nicht auf sein Bauchgefühl verlassen, das österreichische Nationalteam stünde wohl nicht dort, wo es heute steht: auf Platz eins in der EM-Qualifikationsgruppe G und 15 in der Weltrangliste. Koller kennt seine Spieler und wusste, dass sie mehr leisten können, als ihnen auf dem Papier - Marc Janko etwa - zugestanden wurde. Dazu braucht es keine Zahlen, sondern einen festen Glauben. Nur so fährt man auch zur EM.