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Wobei eben ich mich frage, ob es auch eine Gottseibeiunsin geben kann, ohne dass daraus ein Gottseibei-Unsinn erwächst. Andererseits hätte solches seine Berechtigung, denn wie sonst sollte man die rechts von der Mitte gepflegte Intoleranz einstufen?
Die Freiheitlichen Arbeitnehmer Niederösterreich etwa veröffentlichen auf Facebook ein Banner mit einer durchgestrichenen Wurst zum Text "Muss ja mal gesagt werden", was allein schon deshalb Unfug ist, weil ein Banner ja nichts sagt, sondern zeigt. Einfach blöd, wenn einem die Muttersprache so in die Quere kommt.
Ein Poster wiederum pervertiert vor lauter Homophobie gleich die deutsche Sprache: "Ist doch schon krankhaft Frau mit bart oder doch mann mit tittn und weiblichen zügen Ich kann solchen menschen lediglich auf die füße kotzen Is ja egelhaft." Und so geht’s weiter. Auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zeigt sich verwirrt: "Ist es jetzt ein ,Es‘, ein ,Er‘ oder eine ,Sie‘?"
Ja, mit diversen Spielarten von moderner Kultur tut sich mancher halt schwer (ich auch, nebenbei bemerkt), und obwohl mir die Chonchita eigentlich ihr Nachname (also Wurst) ist, kann ich dem FPÖ-Chef behilflich sein: Conchita Wurst ist eine Kunstfigur. Hinter ihr steckt Thomas Neuwirth, und was der in seinem Privatleben macht, hat niemanden außer ihn selbst etwas anzugehen. Wer ihn mit der Figur Conchita Wurst verwechselt, hat gar nichts verstanden. Dass insofern auch manche aus den falschen Gründen für die Wurst sind, steht auf einem anderen Blatt - ist aber immer noch sympathischer als die untergriffige gegnerische Verbaldiarrhöe.