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Der große Bilanzputz

Von Karl Leban

Wirtschaft

Unicredit-Konzern räumt für Zukunft mögliche Verlustpositionen aus dem Weg.


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Mailand/Wien. Der italienische Finanzriese Unicredit will künftig bei seinen Gewinnen hoch hinaus und greift deshalb zum Sparstift. Bis 2018 sollen im Konzern 8500 der zuletzt fast 150.000 Jobs gestrichen werden, 5700 davon in Italien. In Summe hat das Mutterhaus der Bank Austria Kosteneinsparungen von 1,3 Milliarden Euro geplant. Für heuer peilt Unicredit einen Gewinn von zwei Milliarden Euro an, bis 2018 soll dieser dann auf 6,6 Milliarden mehr als verdreifacht werden.

Vor diesem Hintergrund war 2013 für Bankchef Federico Ghizzoni das "Jahr der Wende". In die Konzernbilanz, die auf den ersten Blick verheerend aussieht, packte das Unicredit-Management jedenfalls alles hinein, was künftige Bilanzen belasten könnte. Dazu gehörten hohe Vorsorgen für mögliche Kreditausfälle in Italien, aber auch radikale Abschreibungen auf das Geschäft in Osteuropa, für das die Bank Austria mit Ausnahme Polens verantwortlich ist. Unterm Strich steht für 2013 deshalb ein gigantischer Konzernverlust von fast 14 Milliarden Euro zu Buche, nach einem Gewinn von 865 Millionen Euro im Jahr davor.

Börsianer applaudieren

Mit dem Großreinemachen in der Bilanz will Ghizzoni den Grundstein für eine deutliche Besserung in den kommenden Jahren legen. Die Börse wertet seinen Schritt offensichtlich als "cleveren Schachzug": In Mailand stieg der Aktienkurs von Unicredit am Dienstag um mehr als vier Prozent.

Für die Bank Austria hatte dieser Schritt freilich ebenfalls Konsequenzen, die jedoch keineswegs lebensbedrohlich sind. Nachdem die Wiener Großbank alle Firmenwerte von Tochterbanken und Beteiligungen in Osteuropa um rund zwei Milliarden Euro auf null abgeschrieben hat, weist die Bilanz für 2013 tiefrote Zahlen aus - einen Netto-Verlust von 1,6 Milliarden Euro, den es in der Geschichte der Bank in dieser Höhe bisher noch nie gab. Operativ verdiente das Institut jedoch 3,1 Milliarden Euro, ein Plus von gut sieben Prozent gegenüber dem vorangegangenen Jahr.

Cernko: "Befreiungsschlag"

In der Bilanzpressekonferenz bezeichnete Bank-Austria-Chef Willibald Cernko die radikalen Milliarden-Firmenwertabschreibungen als "Befreiungsschlag, der uns von dem Belastungsrucksack der Vergangenheit befreit". Mögliche Verlustpositionen seien damit für die Zukunft aus dem Weg geräumt. "Mit diesem Jahresabschluss haben wir Risiken aus unserer Bilanz deutlich herausgenommen", ergänzte Finanzvorstand Francesco Giordano.

Bei den Abschreibungen handle es sich um nicht-operative Abzüge. Auf die Eigenkapitalausstattung der Bank hätten diese keinerlei negativen Einfluss gehabt, betonte Giordano. Ende 2013 lag die Kernkapitalquote bei 11,3 Prozent, zwölf Monate davor hatte sie 10,6 Prozent betragen. Diese Verbesserung habe die Bank aus eigener Kraft - ohne Kapitalzufuhr von außen - geschafft.

Alles in allem fühlt man sich in der Bank auch für den bevorstehenden EZB-Stresstest gut aufgestellt. Bei Analysten stößt der große Bilanzputz jedenfalls auf positive Resonanz. "Die Bank Austria hat sich da einen Luxus geleistet, der ihr in Zukunft noch viel bringen wird." Nachsatz: "Einen, den sich andere heimische Großbanken wohl kaum leisten könnten."

Obwohl 2013 in der Ukraine ein Verlust von 256 Millionen Euro anfiel (kleinere Verluste gab es daneben auch in Slowenien, im Baltikum und in Rumänien), will die Bank Austria Osteuropa weiter die Treue halten. Die Region bleibe auch in Zukunft ein wichtiger Wachstums- und Ergebnistreiber für die Unicredit-Gruppe, sagte Cernko. Nach Informationen der "Wiener Zeitung" hat die Bank Austria dort allein seit 2004 einen kumulierten Nachsteuergewinn von 9,4 Milliarden Euro eingefahren.

Fix ist unterdessen der Plan für den Rückzug aus dem Krisenland Ukraine. Die dortige Banktochter ist mittlerweile zum Verkauf gestellt. Einen potenziellen Käufer hat die Bank Austria bereits an der Hand. "Er ist trotz der jüngsten Wirren und politischen Auseinandersetzungen interessiert", so Cernko.