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China sieht die Industrieländer in der Pflicht. | Erstmals Ziele zur Reduktion vorgelegt. | Peking/Wien. Es war ein Tag, der die Schattenseiten des gewaltigen Wirtschaftsbooms der vergangenen Jahre vor Augen führte. Am 28. Oktober 2008 räumte China erstmals ein, dass das 1,3 Milliarden Einwohner zählende Land die USA als größten Treibhausproduzent eingeholt hat. Heute - knapp ein Jahr später - hat China die USA bereits hinter sich gelassen, der Energiehunger des Riesenreiches hat durch die Wirtschaftskrise gerade einmal einen marginalen Dämpfer erlitten. Schreitet der Verbrauch im selben Ausmaß voran, könnten sich die Emissionen bis zum Jahr 2050 laut dem chinesischen Energieforschungsinstitut sogar auf bis zu 17,1 Milliarden Tonnen CO2 verdreifachen. Zwischen 1990 und 2007 hatte es bereits eine Verdoppelung des Treibhausgasaustoßes gegeben.
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"Recht auf Entwicklung"
Ungeachtet des rapiden eigenen Emissionswachstums will China aber vor allem die reichen Industrienationen beim Klimaschutz in die Pflicht nehmen. Es gebe ein "gemeinsame, aber unterschiedliche Verantwortung", wird in Peking argumentiert. Die reichen Länder müssten mehr leisten, weil diese eine historische Verantwortung für die angesammelten Treibhausgase in der Atmosphäre haben. "Die Entwicklungsländer sind hier die Opfer", sagt Yu Qingtai, der Klimabeauftragte der chinesischen Regierung. China habe wie jedes andere Land auch ein Recht auf Entwicklung und die Bekämpfung von Armut.
Dass in China die Sorge um eine mögliche Abschwächung des Wirtschaftswachstums viel schwerer als alles andere wiegt, wurde auch bei der erstmaligen Präsentation von konkreten Reduktionszielen vor gut einer Woche deutlich. Nach einer Sitzung unter dem Vorsitz von Ministerpräsident Wen Jibao erklärte der Staatsrat, die Emissionen an Hand einer an das Wirtschaftswachstum gekoppelten Methode senken zu wollen. Die Treibhausgase, die für jeden Yuan Wirtschaftsleistung ausgestoßen werden sollen dabei bis 2020 um 40 bis 45 Prozent gegenüber dem Stand von 2005 verringert werden. De facto werden damit die Emissionen Chinas in den nächsten Jahren aber deutlich weiterwachsen.