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Die USA haben ihre Spionagetätigkeit im Nahen Osten zuletzt verpfuscht. Dass es besser geht, zeigt die Geschichte des verstorbenen Agenten Ames.
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Was macht einen guten Spion aus? Die protzigen Eigenschaften, die man in Filmen sieht, sind es nicht, auch nicht die Mörder-GmbH-Taktiken, die die CIA im letzten Jahrzehnt gelegentlich gegen Terroristen anzuwenden beauftragt war. Es ist etwas Leiseres und Menschlicheres, wie in einer bemerkenswerten neuen Biografie über einen der mutigsten und besten CIA-Agenten im Nahen Osten deutlich gemacht wird: "The Good Spy", von Pulitzerpreisträger Kai Bird.
Bird erzählt die Lebensgeschichte von Robert Ames, der eine Beziehung zum früheren Geheimdienstchef der PLO, Ali Hassan Salameh, bekannt als Abu Hassan, aufbaute.
Salameh war einer der Berater, denen der frühere PLO-Chef Yasser Arafat am meisten vertraute und ein Mitglied des Terrornetzwerks Schwarzer September. Er zählte zu den wertvollsten Kontakten der CIA im Nahen Osten und rettete vielen US-Bürgern das Leben. Die Israelis versuchten mehrmals, Salameh zu ermorden, 1979 erfolgreich. Ames starb 1983, als eine Autobombe die US-Botschaft in Beirut zerstörte.
Ich selbst habe bereits über Salamehs Beziehung zur CIA geschrieben: In einer Titelgeschichte im "Wall Street Journal" 1983 und im Roman "Agents of Innocence" 1987. Mit beidem habe ich die CIA verärgert. Ich habe Bird ermutigt, seinen Tatsachenbericht zu veröffentlichen, da ich überzeugt bin, dass eine größere Öffentlichkeit von diesem Fall Kenntnis haben sollte. Aber nun bin ich ehrlich erstaunt, wie sehr es ihm gelungen ist, neue Informationen auszugraben.
Im letzten Jahrzehnt haben die USA den Prozess der Terrorabwehr und Spionagetätigkeit im Nahen Osten verpfuscht: Die Geschichte von Bob Ames zeigt, wie man es richtig macht. Ames sprach ausgezeichnet Arabisch und hatte eine große Vorliebe für die Kultur der Region. Sein Erfolg kommt zum Teil daher, dass er über Grenzlinien hinweg operierte und mit Salameh mehr gemeinsam hatte, als das Regelbuch der CIA empfiehlt.
Salameh war laut CIA nicht vertrauenswürdig, solange er kein regulärer Agent war. 1970 wurden Salameh daher 300.000 Dollar pro Monat geboten, aber die Palästinenser lehnten ab. Ames, der Sohn eines Stahlarbeiters aus Pennsylvania, unterhielt sich mit seinen arabischen Kontakten mit erstaunlicher Direktheit. An einen seiner engsten arabischen Kontakte, einen bemerkenswerten Libanesen namens Mustafa Zein, der laut Biograf Bird trotz all seiner Hilfe nie ein bezahlter CIA-Agent war, schrieb Ames nach diesem verpfuschten Versuch 1970 in einem der vielen Briefe, die seinen Vorgesetzten Sodbrennen verursachten: "(Salameh) hat durch seinen Kontakt zu mir einige Rückschläge erlitten. Wir haben wirklich etwas Gutes in Gang gesetzt, und ich glaube, die Geschichte wird zeigen, dass viel Unglück hätte vermieden werden können, wenn die Menschen klüger und ehrlicher gewesen wären."
Die USA haben im Nahen Osten seit 2001 viele Fehler gemacht: Sie versuchten, die Gegner zu bestechen, einzuschüchtern oder zu töten. Die Geschichte von Ames erinnert daran, dass man es besser machen kann und dass die USA äußerst erfolgreich im Spionieren und allem anderen sind, wenn sie zu ihren Werten stehen.
Übersetzung: Redaktion