Die Regierung muss zeigen, dass sie über einen klaren, rationalen Plan verfügt. Derzeit agiert sie als Getriebene.
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Es wird keinen zweiten Lockdown geben, hieß es, wir werden uns einen solchen auch nicht leisten können, hieß es; und diejenigen, die klug genug waren, aus Prinzip nie etwas auszuschließen, haben einen neuen Lockdown höchstens als Worst-Case-Szenario genannt.
Nun sind wir so weit. Am Samstag wird die Regierung die Details einer weitgehenden Sperre der Freizeit-, Gastronomie-, Kultur- und Veranstaltungsbranche verkünden, wobei die meisten Details ohnehin schon durchsickerten.
Kommt jetzt die große Wut, oder rücken wir angesichts der sich dramatisch verschärfenden Corona-Krise als Gesellschaft wieder enger zusammen? Das ist, jenseits von konkreten Sorgen um den Schutz von Risikogruppen und wirtschaftlichen Folgeschäden, die Frage.
Die Antwort darauf wird auch davon abhängen, ob die Regierung aus den Fehlern im Frühjahr gelernt hat. Vor allem die finanziellen Hilfen für betroffene Unternehmen und Mitarbeiter muss dieses Mal schneller und wirksamer funktionieren. Und mindestens so wichtig: Die Regierung vom Bundeskanzler abwärts muss wieder deutlich machen, dass sie einen klaren, rationalen und erfolgversprechenden Plan für ihr Handeln hat. Derzeit wirkt sie eher als Getriebener, die fast wöchentlich ihre Strategie ändern muss. Das verunsichert die Bürger und ist Gift für die Glaubwürdigkeit. Und beides brauchen die Verantwortlichen in dieser heiklen Phase.
In den nächsten Wochen muss es nämlich gelingen, die außer Kontrolle geratene Pandemie wieder zu bändigen. Das Virus hat sich in weiten Teilen der Bevölkerung verbreitet, sodass eine Eindämmung der einzelnen Infektionsherde mit den herkömmlichen Mitteln der Rückverfolgung und Isolation nicht mehr möglich ist. Also müssen jetzt die Ansteckungsketten durch ein Paket einschneidender Maßnahmen unterbrochen werden, ansonsten ist der Zusammenbruch des Gesundheitssystems die zwingende Folge. Wer das nicht glaubt, möge in die Schweiz blicken: Dort wird mit einer Überlastung der Spitäler in zwei Wochen gerechnet.
Jetzt bloß die Ansteckungsdynamik abzuschwächen, reicht nicht. Notwendig ist eine entschlossene Verringerung der sozialen Kontakte. Und falls wir dann im Dezember wieder zum Verhalten im Oktober zurückkehren sollten, stehen wir im Jänner vor dem nächsten Lockdown. Und im April schon wieder. Von unserer Wirtschaft und unserem Vertrauen in das politische System wird dann nicht mehr viel übrig bleiben. Der Hammer ist zurück, der Tanz muss bis zu einer Impfung warten.