Von AUA-Aktien und Eishockey hat er (fast) genug. | In Grinzing will er nun als Winzer-König Fuß fassen. | Wiens Eishockey-Freaks müssen zittern: Hans G. Schmid, Präsident der "Vienna Capitals", könnte sich mit Ende der Saison als Sponsor frustriert zurückziehen. Er hat im Laufe der Jahre aus seiner Privatschatulle fast drei Millionen Euro in den vor acht Jahren gegründeten Verein gesteckt. Am 3. Februar fällt bei einem Gespräch mit den Liga-Chefs höchstwahrscheinlich die Entscheidung, ob er den eisigen Cracks, die in der Wiener Albert-Schultz-Halle stets für heiße Stimmung gesorgt und 2005 die Meisterschaft gewonnen haben, erhalten bleibt oder nicht.
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Schmid, der mit Eishockeyverbands-Chef Dieter Kalt schon lange im Clinch lag und die heimische Eishockey-Liga als "gescheitert" betrachtet, wurde bereits gerüchteweise als neuer Präsident des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB) genannt, doch auch das will er sich nicht antun: "Das interessiert mich überhaupt nicht." Im Prinzip ist der 68-jährige Ex-Werbemann auch ohne derartige Nebengeschäfte voll im Geschäft - und ausgelastet:
Schmid, der sich selbst als "positiver Abenteurer" sieht, besitzt beispielsweise 4,7 Prozent der AUA-Aktien und trat während der Verhandlungen mit Lufthansa als Rädelsführer der Kleinaktionäre auf: Wenn die heimische Airline schon in deutschen Besitz wechselt, möchte er wenigstens mehr als 4,49 Euro je Aktie herausholen. Gleichzeitig frönt der passionierte Weißweinkenner einem lang gehegten Hobby und ist seit kurzem Herr über mehr als 50 Hektar Weinberge.
Die rote "AZ" warsein größter Flop
Schmid möchte - "obwohl ich vom Weinbau, ehrlich gesagt, keine Ahnung habe" - nicht nur jährlich 190.000 Flaschen mit Spitzenweinen abfüllen, sondern als bisweilen scheel beäugter Quereinsteiger in Grinzing für eine Aufbruchstimmung sorgen. Deshalb gründete er Anfang 2005 die VWG "Vienna 19" Weinmarketing GmbH, die ihm eine Kooperation mit den prominenten Winzer-Familien Hengl-Haselbrunner, "Feuerwehr"-Wagner, Welser und Muth ermöglicht. Das Nussdorfer Weingut "Rotes Haus" ergänzte er um den Spitzenheurigen "Mayer am Pfarrplatz", weiters erwarb er mit der "Schönen Aussicht", die mittlerweile unter "Pfarrwirt" firmiert, eines der ältesten Wirtshäuser Wiens.
Seine steile Karriere startete Schmid 1972, als er exakt 10.000 Schilling und einen alten Mercedes 220 besaß. Er gründete damals die Wien-Filiale der Schweizer Werbeagentur GGK, engagierte talentierte Mitarbeiter wie Gert Winkler und schaffte es im Handumdrehen, aus der Firma Österreichs erfolgreichste Kreativschmiede zu machen.
Als Branchenleader personifizierte Schmid sämtliche Klischees über erfolgreiche Werbebosse - schnelle Autos, schöne Frauen und lange Nächte sind jahrelang seine persönliche Trademark gewesen. Und dabei hat er stets viel Geld verdient - "manchmal unverschämt viel Geld", wie er gerne anmerkt.
1980 stieg er mit der Gründung des Magazins "Wiener", dem die "Wienerin" und das Kinoblättchen "Skip" folgten, auch ins Mediengeschäft ein. Als Verleger entdeckte er brillante Mitarbeiter wie Lo Breier, Markus Peichl oder Michael Hopp, die später geschlossen nach Deutschland abgewandert sind, und konnte sich mit seinen Zeitgeist-Objekten jahrelang in der obersten Liga des heimischen Zeitschriftenmarkts behaupten. Ein kostspieliges Experiment leistete sich der überzeugte Sozialdemokrat indes bei der versuchten Rettung des SP-Zentralorgans "AZ" - die letztlich nicht gelang und ihn in heutiger Währung mehr als fünf Millionen Euro gekostet hat.
Die größte Schlappe seines Lebens konnte ihn nicht davon abhalten, alsbald den größten Coup zu landen: 1992 übernahm er nämlich die schwer verschuldete Schweizer Muttergesellschaft und baute die GGK zu einem international präsenten Agentur-Netzwerk aus. Als ihm der Stress nach fünf Jahren Vollgas und keinem einzigen Urlaub allerdings zu viel wurde, begann er sein Haus neu zu ordnen: Er holte er sich zunächst mit dem deutschen Gong-Verlag einen Partner für seinen Metro-Verlag, um diesen im Jahr 1999 an den Radda & Dressler Verlag weiterzureichen.
Seine kommerziellen Interessen verlagerte Schmid allmählich auf andere Bereiche: So etwa kaufte er 1995 gemeinsam mit Palmers und Wolford die früher dem pleitegegangenen Konsum gehörende Gerngross-Gruppe ab, an der er 25 Prozent hielt. Zwei Jahre später wurde das frisch renovierte Gerngross City Center eröffnet - ein Projekt, das ihm später noch einiges Ungemach mit den Partnern bescheren sollte.
Nachdem Schmid sukzessive den Spaß am Werbebusiness verlor, verkaufte er ab 1997 sukzessive Anteile an seinem Lebenswerk namens GGK. Anfang 2000 ging die inzwischen in Lowe GGK Occidental geführte Gruppe, die bereits 18 Niederlassungen in Osteuropa hatte, zur Gänze an die Lowe Lintas International ab. Der Kaufpreis machte damals 700 Millionen Schilling, also mehr als 50 Millionen Euro, aus.
Impulsive Handlungen und Zerwürfnisse
Das Geld parkte Schmid großteils in seiner 1995 gegründeten Privatstiftung, um zugleich sein von der Birko Beteiligungs-Holding dirigiertes Firmenimperium (siehe Organigramm) zügig auszubauen. Einen Teil des Kaufpreises legte er an der Wiener Börse an, wo ihm beispielsweise Böhler-Uddeholm eine Menge Freude bereitet hat - nämlich geschätzte 16 Millionen Euro vor Abgaben. Das Gerngross-Engagement endete hingegen in mehreren Zerwürfnissen, die teilweise gerichtliche Nachspiele hatten: Schmid, der gerne impulsiv zu agieren pflegt, zerstritt sich sowohl mit Palmers als auch mit der Sparkassen Immobilien AG (S-Immo), die Ende 2005 75 Prozent der Gerngross-Anteile von Palmers übernahm. Vor etwas mehr als zwei Jahren trat Schmid seine 25 Prozent am Kaufhaus Herzmansky an die S-Immo ab, die die Immobilie an den langjährigen Mieter Peek & Cloppenburg veräußerte. Von dieser erhielt seine Privatstiftung gegen einen kräftigen Aufschlag deren Anteile am Kaufhaus Steffl. In der Bel Etage sind Schmids stets gerammelt volle Sky-Bar sowie ein Restaurant mit Ausblick auf den Stephansdom zu finden.
Der langjährige Kunstsammler betätigt sich trotz zunehmenden Alters als Hans-Dampf-in-vielen-Gassen. Er steckte sein Geld beispielsweise in so unterschiedliche Dinge wie Immofinanz-Aktien, die ihm viel Pech bescherten, ins Weingut Stift Göttweig oder in einen Gebäudekomplex namens Postl-Haus in der Wiener Mariahilfer Straße, den er 2007 erstanden hat und umbauen möchte. Seiner großen Leidenschaft - dem Wein - widmet er die meiste Zeit.
Das bisher zweitgrößte Hobby - die Vienna Capitals - könnte jedoch bald passé sein, falls er es sich nicht noch einmal anders überlegt.
Zur PersonHans Schmid wurde am 2. Juni 1940 in Villach geboren. Er absolvierte die HAK in Klagenfurt und studierte in Wien an der Hochschule für Welthandel. In die Werbung verschlug es ihn 1965, als er mit einem Freund die Zwei Mann-Agentur PSP gründete. 1972 baute er für die Schweizer Werbeagentur GGK eine Filiale in Wien auf, die sich rasch zu Österreichs größter Werbeagentur mauserte. 1992 kaufte er den schwer verschuldeten Schweizer Mutterkonzern auf. Ab 1997 verkaufte er nach und nach seine Anteile. So nebenbei hat sich Schmid zeitweilig als Verleger betätigt und sich an diversen Immobilien-Deals beteiligt, heute gehört ihm unter anderem das Kaufhaus Steffl in Wien. Im Management seiner Firmengruppe sitzen auch seine beiden Neffen Hannes und Freddy Schmid. Er bewohnt eine Traumvilla in Döbling und besitzt obendrein ein Sommerrefugium am Kärntner St. Leonharder See.