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Der Harry Potter der Physik

Von Gerald Schmickl

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In diesen Tagen, wo wir immer weniger davon bekommen (und der Nebel in vielen Niederungen noch als zusätzlicher Filter fungiert), kommt das Licht aus dem Radio. Woraus es besteht - am Montag aus einer Welle, am Mittwoch aus Teilchen, am Sonntag aus Adventkerzen -, wie lange es von der Sonne zur Erde braucht (acht Minuten), wie man depressive Menschen damit therapieren kann - das alles erfuhr man diese Woche im Ö1-"Radiokolleg", in dem sich Armin Stadler der Physik und Kulturgeschichte des Lichts widmete.

Naturwissenschaftliche Themen im Radio - da erinnert man sich sogleich ans Kurbel- und Dampfradio des unvergessenen Hugo Kirnbauer, dessen "Technische Rundschau" das Genre über Jahrzehnte hinweg geprägt hat. So viel anders kann man es heute auch nicht machen. Ein paar O-Töne mehr halt, aber um so manche Beschreibung eines vertrackten Sachverhalts kommt man einfach nicht herum. Zum Glück gibt es Anton Zeilinger, den Popstar unter den Physikern. Seit über zehn Jahren teleportiert er Lichtteilchen (Photonen) durch die Labors und - in Langstreckenversuchen - auch durch die Stadt.

Vor allem kann er von dem im Grunde völlig Unverständlichen wunderbar verständlich erzählen, als ob dieses "Beamen" die einfachste Sache der Welt wäre (vielleicht ist sie es ja auch!). Diese Art der Informationsübertragung weht einen Hauch von Magie in die kalte Welt der Rationalität, was die Physiker gar nicht gern hören. Die Medien dafür umso mehr, weshalb sie Zeilinger wie Elfen umschwärmen und in einen Harry Potter der Wissenschaft verwandeln.