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Ostern ist ein Fest der Rituale. Die Ratschen sind laut, die Eier sind bunt, die Schokonikoläuse sind Schokohasen. Und irgendwo ist immer jemand, dem ein schmutziger Witz zur Ostereiersuche einfällt. Auch ein Fixpunkt: das jährliche Klagen darüber, dass im Fernsehen sogar zu Ostern so viel Gewalt zu sehen ist. Meistens kommen solche Töne aus kirchennahen Kreisen. Heuer jedoch kommt die Kritik an der langjährigen Tradition des Osterballerns aus einer überraschenden Ecke: Der deutsche Gewerkschaftsbund Nord ist unzufrieden. "Selbst das Osterprogramm kommt nicht ohne Gewalt-Quote aus", lamentiert ein Bezirksvorsitzender, dem zu viele Thriller und Krimis im Fernsehen laufen - ganz zu schweigen von den massenhaften Szenen aus der Rechtsmedizin. Bei Letzteren sind die Patienten ja meistens auch nicht motiviert genug, dass es zu einem österlichen Erweckungserlebnis kommt. Aber dem deutschen Gewerkschaftsbund Nord geht es eh nicht nur um Ostern. Sondern mehr so überhaupt: "Warum bekommen nicht mehr Serien eine Chance, die in einer Fabrik, in einem Büro, in der Werbeagentur oder Vorstandsetage, im Supermarkt oder in der Feierabendkneipe spielen?"
Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Ab wann wäre denn Arbeit genug Arbeit fürs Fernsehen? Reicht es, wenn man whiskyglas-schwenkend in einer Werbeagentur sitzt wie bei "Mad Men"? Oder muss man sich schon so abrackern beim Drogenkochen wie bei "Breaking Bad"? Und was ist mit dem rosenverteilenden "Bachelor"? Wobei, der ist wahrscheinlich für die teilnehmenden Frauen durchaus viel Arbeit. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.