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Der Hass auf die Tour-Sieger

Von Christian Mayr

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Spätestens seit dem Dopinggeständnis von Lance Armstrong, der vom größten Radsportler aller Zeiten zum größten Sportbetrüger aller Zeiten mutiert ist, hat sich auch die Tour de France radikal gewandelt. Dass Doping bei der Frankreich-Rundfahrt immer mit im Spiel war, ist kein allzu großes Geheimnis - doch dass ein mit unerlaubten Substanzen vollgepumpter Athlet sieben Mal in Serie gewinnen kann, ohne aufzufliegen, hat das Vertrauen in den Sport als Ganzes nachhaltig erschüttert. Und das trifft nun die aktuelle Generation der Profi-Pedalisten enorm, weil jede außerordentliche Leistung automatisch unter Verdacht steht, nur durch Verbotenes ermöglicht worden zu sein. Schlag’ nach bei Christopher Froome, der seit seinem Husarenritt auf den Mont Ventoux 2013 mit nachfolgendem Tour-Sieg das üble Doping-Odeur nicht mehr vom gelben Trikot bekommt. Auch diesmal befindet sich der 30-jährige Brite, der am Mittwoch auf der ersten Alpenetappe seine Führung verteidigen konnte, in der schizophrenen Situation, dass ihn seine Überlegenheit zum Nachteil gereichen könnte. Lässt er seine Gegner stehen und triumphiert, wird er sofort verdächtigt, ausgebuht oder wie zuletzt mit Urin bespritzt; daher wundert es wenig, dass es derzeit so scheint, als hielte er sich bewusst zurück, um nur ja nicht wieder Wissenschaftler auf den Plan zu rufen, die seine getretene Wattzahl auf verbotene Mittel zurückführen. Für die Tour ist diese Situation nicht gut, zumal die Medien ja packende Duelle und beherzte Angriffe transportieren wollen - zugleich aber dann sofort das D-Wort auspacken. So erging es auch schon den Ex-Tour-Siegern Vincenzo Nibali (2014) und Bradley Wiggins (2012). Der hat vor kurzem mit seinem größten Triumph knallhart abgerechnet: "Ich habe es gehasst, Tour-Sieger gewesen zu sein. Und ich habe die Medien dafür gehasst, dass sie mir immer wieder Fragen zu Armstrong gestellt haben."