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So schnell wird man von der (Doping-)Sünderin zur Märtyrerin: Erst vorige Woche schwang sich Martina Navrátilová zur Verteidigerin Maria Scharapowas empor und forderte, die gerade von ihrer Sperre zurückgekehrte Russin "in Ruhe zu lassen", am Mittwoch gingen die Wogen in der Diskussion um Wild Cards für Scharapowa erneut hoch, nachdem die French-Open-Organisatoren ihr eine solche verwehrt hatten. Scharapowa, die sich durch ihren Auftaktsieg in Rom einen Platz in der Wimbledon-Qualifikation gesichert, in der zweiten Runde dann verletzt w.o. gegeben hatte, schrieb auf Twitter: "Wenn es das ist, was ich brauche, um aufzusteigen, bin ich dabei. Keine Worte, Spiele und Aktionen werden mich je stoppen, meine Träume zu erreichen." Steve Simon, Chef der Damen-Vereinigung WTA, wiederum erklärte, man sei mit der Entscheidung nicht einverstanden, es gebe "keinen Grund, eine Spielerin über diese Sanktionen (die abgesessene Doping-Sperre, Anm.) hinaus zusätzlich zu bestrafen". Man kann die Enttäuschung Scharapowas verstehen, die Rüge Simons nicht. Eine Wild Card ist eine freiwillige Einladung, der Verlust aller Weltranglistenpunkte Scharapowas, der dazu geführt hatte, dass sie auf Wohlwollen der Veranstalter angewiesen ist, Teil der Strafe - und die Vermutung, dass die WTA bei weniger prominenten Spielerinnen mehr Zurückhaltung geübt hätte, naheliegend. Nun bekommt eine, die nicht gegen die Regeln verstoßen hat, die Chance. Das sollte zumindest nicht gegen die Interessen der WTA sein. Man muss Scharapowa nicht verteufeln - ihr aber auch keinen Heiligenschein aufsetzen.