Zum Hauptinhalt springen

Der Höhepunkt des Wettlaufs im All

Von Heiner Boberski

Wissen

Bei der Mondlandung im Juli 1969 stand der Prestigegewinn der USA im Vordergrund - dann erst kam die Wissenschaft.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Bei manchen Ereignissen vergisst kaum einer, wo er gerade war, als sie stattgefunden haben. Das gilt vor allem dann, wenn via TV Unzählige das Geschehen verfolgten. Als am 21. Juli 1969 (in Amerika war es noch der 20. Juli) die Amerikaner Neil Armstrong und Edwin Aldrin als erste Menschen den Mond betraten, saßen weltweit 500 Millionen Menschen vor dem Fernseher, das entsprach einer Quote von rund 50 Prozent. Die Mission von Apollo 11 mit der Landung des "Eagle" auf der Mondoberfläche blieb im kollektiven Gedächtnis als Erfüllung eines uralten Menschheitstraums.

Was hat dieser, wie Armstrong es formulierte, "kleine Schritt für einen Menschen, aber große Sprung für die Menschheit", der Wissenschaft gebracht? Wolfgang Baumjohann, Direktor des Grazer Instituts für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, gibt sich über das Motiv der Mission keinen Illusionen hin: "Die Mondlandung war nicht wissenschaftlich motiviert. Es ging letztendlich um einen politischen Wettstreit." Es herrschte Kalter Krieg. Die Russen hatten den ersten Satelliten ins All gebracht, sie ließen schon Sonden auf dem Mond landen, da wollten die Amerikaner nicht auch noch den ersten bemannten Flug zum Mond den Russen überlassen. "Man hat enorm viel Geld in diese Mission gesteckt und es damit auch geschafft", so Baumjohann. Die technologische Basis dafür besaßen die USA auch dank deutscher Experten, die sie nach dem Krieg geholt hatten. Im Rahmen des Apollo-Programms (nach heutigem Geld kostete es 120 Milliarden Dollar) landeten von 1969 bis 1972 sechs Mondfähren mit zwölf Astronauten auf dem Erdtrabanten, dann ließen knapper werdende Mittel die bemannte Raumfahrt andere Wege gehen.

Was war für Baumjohann das Wesentlichste, was man herausgefunden hat? "Dass der Mond aus Gesteinen aufgebaut ist, die darauf schließen lassen, dass zumindest Teile von ihm von der Erde stammen, dass er durch Kollision entstanden ist. Durch diese Landung hat man zum ersten Mal extraterrestrisches Material im Urzustand auf die Erde bringen können, mehrere hundert Kilogramm, damit konnte man interessante Analysen manchen." Zuvor gab es solche Gesteinsproben ja nur von Meteoriten. Da konnte man aber, so Baumjohann, nie ganz genau wissen, wo der Stein herkam. Außerdem sei es nach dem Aufprall nicht mehr ganz das Originalgestein gewesen.

Verschwörungstheorien, laut denen die Mondlandung nie stattfand, sind für Baumjohann "wirklich Humbug, totaler Quatsch. Sie können sogar heute noch von der Erde aus mit Teleskopen die Fußabdrücke auf dem Mond sehen." Er selbst hat seiner Erinnerung nach die Landung in seinem deutschen Heimatort am TV-Gerät miterlebt: "Da ich schon viel Science Fiction gelesen hatte, war es für mich aber nicht so etwas Besonderes." Für ihn hatte offenbar nur die Realität gegenüber der Lektüre ein wenig aufgeholt.