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"Fladern, mitgehen lassen, dauerhaft ausborgen, vom Laster gefallen" - das Wienerische kennt einige Worte, mit denen der Sachverhalt des Diebstahls (und sei es geistiger) schöngeredet werden kann. Mit den immer besseren Technologien und der öffentlichen Debatte um Politiker-Dissertationen stellt sich nun heraus, dass das "Abkupfern" kein Privileg der neuen Studentengeneration des Web 2.0 ist, sondern dass man sich auch schon früher ganz ordentlich zu bedienen gewusst hat - und dabei auf das zugehörige Zitat "vergessen" hat.
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Google und seine Buchsuche machen nun das möglich, was lange unmöglich schien: Jeder Mittelschüler mit zu viel Tagesfreizeit kann sich die wissenschaftliche Arbeit eines Prominenten hernehmen und nachweisen, aus welchen Quellen hier geschöpft wurde. Es ist ein bisschen wie zu jener Zeit, in der Kommissar DNA begann, Verbrechen nachzuweisen, die Jahre bis Jahrzehnte zurücklagen und damals nicht geklärt werden konnten: Plötzlich war die Technologie da - und die Handschellen klickten.
Wie das Internet zu einer Demokratisierung des Expertenwissens geführt hat, hat dieselbe Technologe auch zu einer Demokratisierung der Beweistechnologie geführt. Für die wissenschaftliche Ethik ist das ein Meilenstein. Nun weiß jeder: Die Zeit des Abschreibens ist vorbei. Und kommt auch nie wieder.