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Der Hühnerflüsterer

Von Andrea Möchel

Wirtschaft
Großunternehmer im Einklang mit der Natur: Artgerechte Haltung ist bei Toni Hubmann nicht bloß eine hohle Phrase.
© Toni’s

Seit 25 Jahren setzt Toni Hubmann auf artgerechte Nutztierhaltung.


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Knittelfeld. Dass Toni Hubmann seine Hühner liebt, ist kein Geheimnis. Sein Federvieh hat nicht nur ausreichend Freiraum unter freiem Himmel, Schattenbäume und Nester mit natürlicher Einstreu. Auch im Stall haben die Hühner viel mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben. Diesen hohen Tierhaltungsstandard lässt der Geschäftsführer von Toni’s Freilandeiern mittels Tiergerechtheitsindex (TGI) sogar messen. Je besser es den Hennen geht, desto mehr Punkte gibt es, und dazu ist das Siegel tierschutzgeprüft.

Dass der oft inflationär verwendete Begriff Nachhaltigkeit für den Unternehmer Hubmann kein Modewort, sondern Lebensmotto ist, hat ihm im vergangenen Jahr gleich mehrere wichtige Auszeichnungen eingebracht. Zum einen den Trigos, Österreichs renommiertesten Nachhaltigkeitspreis, der 2012 erstmals das ganzheitliche Engagement eines Unternehmens im sozialen und ökologischen Bereich bewertet hat. Und zu Jahresende erhielt Hubmann den Green Brands, einen internationalen Nachhaltigkeitspreis, den eine unabhängige Brand-Marketingorganisation mit Hauptsitz in Irland vergibt. Der Green Brands honoriert grüne Marken des täglichen Lebens, die auf das zunehmende Bewusstsein der Bevölkerung für mehr Nachhaltigkeit, Umweltschutz und gesunden Lebensstil reagieren. Den ökologischen Umgang mit der Natur leben Hubmann und seine Bäuerinnen und Bauern täglich. Eine Marke, die in mehr als 25 Jahren ein derart ökologisch und sozial verantwortliches Bewusstsein entwickelt hat, ist jedenfalls ein Green Brand, begründet Norbert Lux, Vorstand der Green Brands, die Entscheidung.

Nachhaltig verpackte Eier

"Nachhaltigkeit hat viele Aspekte und einige sind uns so wichtig, dass wir sie sogar auf die Innenseite unserer Eierpackungen drucken", betont Hubmann und meint damit nichts anderes als das Mindesthaltbarkeitsdatum. Die Betonung liegt auf "Mindest", weil Eier auch nach Ablauf der Mindesthaltbarkeit gekocht und gebraten genossen werden können. Warum das so wichtig ist? "Lebensmittel sind kostbar und wir wünschen uns, dass sie im Kochtopf landen und nicht grundlos im Müll", sagt Hubmann.

Die Karton-Verpackung selbst wird zwar so nachhaltig wie möglich hergestellt, "aber sie muss trotzdem zu uns transportiert werden. Für das dabei entstandene Kohlendioxid pflanzen wir zum Ausgleich Bäume, und das macht unsere Packung CO2-neutral", erklärt der Eierproduzent. Seit kurzem kommen immer mehr seiner Eierkartons auch ohne Etikett aus, um das Silikon, das die Etiketten an der Packung hält, zu vermeiden. Bei rund 90 Millionen Freiland- und Bio-Freilandeiern, die von den 300 bäuerlichen Zulieferbetrieben jährlich für Toni’s produziert werden, ist dies eine nicht zu unterschätzende Maßnahme. Beliefert werden der Lebensmittelhandel - darunter die Ketten Rewe und Spar -, die Lebensmittelindustrie und die Gastronomie. Der jährliche Umsatz von rund 18 Millionen Euro ist auch in den Krisenjahren stabil geblieben.

Aktuell kreisen Hubmanns Gedanken aber rund um den Umgang mit dem männlichen Nachwuchs seiner Hühner. "Das ist ganz sicher eine der heikelsten Fragen der Hühnerhaltung, und die dahinterstehende Problematik ist vielen gar nicht bewusst", sagt der Pionier in Sachen Freilandhaltung. Jährlich werden nämlich Millionen männliche Küken gleich nach dem Schlüpfen getötet, da nur die Legehennen von wirtschaftlicher Bedeutung sind.

Auch Hähne dürfen leben

Ein nachhaltiges Unternehmen wie Toni’s muss sich auch solchen Fragen stellen. "Das sind wir unseren Tieren, unseren Konsumenten und der Gesellschaft einfach schuldig", sagt Hubmann. Seit dem Frühjahr 2012 dürfen sich in seinem Betrieb in Glein bei Knittelfeld nun auch Hähne tummeln. Hubmann: "Das sind die Brüder unserer Legehennen, die sich hervorragend für die Junghahn-Mast eignen." Verkauft wird derzeit nur ab Hof. Rund 1000 Hähne wurden 2012 an private Kunden und die Gastronomie geliefert. Künftig will Hubmann bis zu 10.000 Hähne mästen. Er sieht darin "einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung eines anständigen Umganges mit den Tieren".

Dieses Prinzip hat sich mittlerweile auch in Deutschland herumgesprochen. "Nachdem wir seit zehn Jahren Edeka beliefern, haben wir jetzt in Bayern auch Rewe als neuen Kunden gewinnen können", freut sich Hubmann, der neben den Eiern auch Schafmilch, Ziegenjoghurt und Eierlikör im Angebot hat. Der Tierschutzgedanke sei in Deutschland, nicht zuletzt wegen der vielen Lebensmittelskandale, auf dem Vormarsch, ist Hubmann überzeugt.

Nach einer Expansion seines Unternehmens steht dem Knittelfelder Unternehmer dennoch nicht der Sinn: "Wir bauen lieber unser Qualität weiter aus." Nachhaltig versteht sich.