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Dieser Tage lernt man wieder viel über die deutsche Sprache. Zum Beispiel, wie vielfältig das unscheinbare Präfix "super" sein kann. Ausgerechnet ein deutscher Supermarkt hat für diesen Bildungsaufwand gesorgt. Edeka, der genauso uncool ist, wie er klingt, hat nämlich einen Werbeclip lanciert, der derzeit als der Inbegriff von cool durch die Netzwelt geht. Beziehungsweise als der Inbegriff von "supergeil". So heißt das Lied, das der 58-jährige Entertainer Friedrich Liechtenstein singt, während er alten Damen Edeka-Torten serviert, aus einem Kofferraum heraus Edeka-Chips anbietet und Edeka-Cornflakes in Edeka-Milch schüttet, die in seiner Badewanne ist, in der er sitzt. Es ist ein ausgesprochen schräges Video, mit allerlei Anstößigkeiten, die so daneben sind, dass sie schon wieder super sind. Liechtenstein ist ein perfektes Testimonial für eine virale Kampagne, weil er mit seinem weißen Bart und seiner bedächtigen Technomusik genauso eine unmögliche Kombination ist wie der Supermarkt und das Wort supergeil. Ein bisschen kalkuliert wirkt es deswegen auch. Trotzdem: Der Clip hat es nun auch in einschlägige US-Internetmedien wie Buzzfeed, das jeden noch so kleinen Netzhype behandelt, geschafft. Auch das Webmagazin "Slate" war begeistert und beschrieb enthusiastisch, wie das surreale Filmchen einen Blick auf die deutsche Kultur freilegt. Dass der dann für die zuständige Redakteurin wieder nur aus Klischees besteht, etwa dass Deutsche gerne Würstel essen, mag auch an der Sprachbarriere liegen. Verstünde sie Deutsch, hätte sie ja gehört, es gibt auch: "Sehr geilen Dorsch, übrigens".